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KABUL: IS bestätigt Tod von „Jihadi John“

KABUL

IS bestätigt Tod von „Jihadi John“

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    Screenshot einer Szene aus einem Video, das die Terrormiliz IS veröffentlichte. Bei dem maskierten Mann soll es sich nach Medienberichten um Mohammed Emwazi, bekannt als „Jihadi John“, handeln.
    Screenshot einer Szene aus einem Video, das die Terrormiliz IS veröffentlichte. Bei dem maskierten Mann soll es sich nach Medienberichten um Mohammed Emwazi, bekannt als „Jihadi John“, handeln. Foto: Foto: DPA

    Seine schwarze Gestalt mit verhülltem Gesicht galt als Inbegriff der Bestialität des Islamischen Staates (IS). Wie kein zweiter verkörperte „Jihadi John“ die Mordlust der Terrormiliz, in deren Namen er vor laufender Kamera sieben ausländischen Geiseln mit seinem Messer die Köpfe abschnitt, darunter den westlichen Journalisten James Foley und Steven J. Sotloff.

    Monatelang war ihm der britische Geheimdienst in Syrien auf den Fersen, jetzt bestätigte der IS per Hochglanz-Nachruf in der neuesten Ausgabe seines Online-Magazins „Dabiq“ den Tod des 28-jährigen Mohammed Emwazi. Er hatte einen britischen Pass, sprach akzentfrei englisch und zog Ende 2012 in den Krieg nach Syrien. Die Regierungen in London und Washington hatten zwar erklärt, sie seien sich „verhältnismäßig sicher“, der gesuchte Schlächter sei am 12. November 2015 bei einem Drohnenangriff in der IS-Hauptstadt Raqqa getötet worden. Aber hundertprozentig bestätigen ließ sich der Erfolg seinerzeit nicht, bis jetzt die Terrormiliz selbst die letzten Zweifel ausräumte.

    „Gottgefälliger Märtyrer“

    Mohammed Emwazi, dessen Eltern ursprünglich aus Kuwait stammten und 1994 nach London zogen, sei in seinem Auto von einer Rakete getroffen worden und sofort tot gewesen, hieß es in dem dreiseitigen Text der sunnitischen Extremistengruppe. In der kruden und gewundenen Hymne wird der Geiselmörder gepriesen als gottgefälliger Märtyrer und wohltätiger Mensch. So habe er zum Beispiel eine seiner „Konkubinen“, die er als Geschenk erhalten habe, einem verletzten unverheirateten Mitkämpfer abgetreten.

    Im gleichen Propaganda-Heft veröffentlichte der IS auch die Namen und Fotos der neun Terroristen, die im Dezember die Terroranschläge in Paris verübten. Neben vier Franzosen und drei Belgiern sollen auch zwei Iraker beteiligt gewesen sein. Sie waren offenbar die beiden Selbstmordattentäter mit falschen syrischen Pässen nahe dem „Stade de France“, die die Polizei bisher nicht identifizieren konnte.

    Auf dem Schlachtfeld in Syrien und im Irak versucht der „Islamische Staat“ derweil nach einer Reihe von militärischen Rückschlägen wieder in die Offensive zu kommen, zumal er inzwischen auch mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. So werden allen Kriegern künftig ihre Monatsbezüge um 50 Prozent gekürzt, wie die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ berichtet, die über ein gutes Netz von Kontaktleuten vor Ort verfügt. Diese Entscheidung sei getroffen worden „wegen der außergewöhnlichen Umstände, die der Islamische Staat durchlaufe“, hieß es in einer arabischen Mitteilung der IS-Führung an sämtliche Gesinnungsgenossen.

    Bewohner befürchten Massaker

    Einheimische Dschihadisten erhalten künftig nur noch 200 Dollar pro Monat, die Ausländer statt 800 jetzt 400 Dollar. Denn zu den IS-Haupteinnahmequellen gehört der Rohölschmuggel, der wegen der gefallenen Weltmarktpreise und der alliierten Bombenangriffe auf Förderpumpen und Lastwagen immer weniger Profit abwirft. Gleichzeitig machen sich offenbar die schärferen türkischen Grenzkontrollen bemerkbar, die den Nachschub mit Kämpfern, Waffen, Lebensmitteln und Bargeld nach Raqqa erschweren.

    Seit dem Wochenende greifen IS-Kämpfer zudem mit großer Wucht die umzingelte Wüstenstadt Deir ez-Zor an, die letzte Bastion des Assad-Regimes im Osten Syriens. 200 000 Menschen leben noch hier, zwei Drittel sind Frauen und Kinder. „Wenn die Stadt fällt, wird es ein Massaker geben“, berichteten verängstigte Bewohner nach draußen, die bislang über den Militärflughafen notdürftig aus der Luft versorgt werden. 60 Prozent des Stadtgebietes haben die Angreifer nach Angaben von Augenzeugen bereits unter ihrer Kontrolle. 120 Regimesoldaten wurden bisher getötet, eine unbekannte Zahl geriet in Gefangenschaft.

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