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BERLIN: Jugend wartet mit dem ersten Sex

BERLIN

Jugend wartet mit dem ersten Sex

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    Jugendliche sind immer früher sexuell aktiv. Und immer unverantwortlicher. Das ist das gängige Bild, doch hält es der Wirklichkeit nicht stand. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung findet der erste Geschlechtsverkehr wieder später statt und wird Verhütung größer geschrieben als früher. Unterschiede zwischen Ost und West gibt es nicht, wohl aber zwischen deutschen Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Hier die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung, die seit 1980 regelmäßig mit einer Befragung von 3500 Jugendlichen durchgeführt wird.

    Wann sind die Kinder sexuell reif?

    Der Langzeittrend belegt, dass die sexuelle Reife immer früher einsetzt. Hatten 1980 nur 17 Prozent der Mädchen ihre erste Menstruation mit zwölf Jahren oder früher, so waren es 2009 43 Prozent. Auch bei den Jungen findet der erste Samenerguss früher statt. 1980 gaben 69 Prozent der 14-Jährigen dies an, 2009 schon 80 Prozent.

    In welchem Alter findet der erste Geschlechtsverkehr statt?

    Wieder etwas später. Nur sieben Prozent der 14-jährigen Mädchen und vier Prozent der gleichaltrigen Jungen gaben an, schon einmal mit jemandem geschlafen zu haben. Vor zehn Jahren waren diese Zahlen noch doppelt so hoch. Mit 16 hat dann allerdings schon die Hälfte der Mädchen und ein Drittel der Jungen das erste Mal hinter sich. Hinterher sagen übrigens 80 Prozent der Jungen, dass sie die Sache als „etwas Schönes“ erlebt hätten. Von den Mädchen können das nur 60 Prozent behaupten.

    Warum sind die Jugendlichen heute zurückhaltender?

    Als Gründe für ihre Zurückhaltung nannten die meisten Jugendlichen das Fehlen des richtigen Partners und die eigene Schüchternheit. Wenn es zum Geschlechtsverkehr kommt, dann meist in einer festen Beziehung. In einer Gesellschaft, die von hoher Flexibilität und Mobilität gekennzeichnet ist, scheint das Bedürfnis nach einer festen, vertrauensvollen Partnerschaft immer größer zu werden. „Der Wunsch nach Vertrauen ist ganz groß“, heißt es in der Studie wörtlich.

    Gibt es Unterschiede zwischen Jugendlichen deutscher und ausländischer Herkunft?

    Ja. Während die unter 14-jährigen Mädchen mit Migrationshintergrund sich beim Thema erstes Mal kaum von deutschen Mädchen unterschieden, sind die Jungen mit ausländischer Herkunft deutlich früher dran als ihre deutschen Kumpel. Zehn Prozent der unter 14-Jährigen haben dann schon einmal mit einem Mädchen geschlafen, mehr als doppelt so viele wie bei den Deutschen. Auch in den weiteren Altersgruppen sind die Migrantenjungen sexuell aktiver. Die ausländischen Mädchen hingegen halten sich auch später zurück. Fast die Hälfte von ihnen hat bis zum 17. Lebensjahr noch keinen Geschlechtsverkehr gehabt, bei den deutschen Mädchen ist das nur ein Drittel. Die Erfahrung mit sexueller Gewalt ist bei ausländischen Mädchen mit 19 Prozent hingegen deutlich verbreiteter als bei den deutschen Mädchen – hier sind es 13 Prozent.

    Wie gehen die jungen Menschen mit dem Thema Verhütung um?

    Viel besser als früher. 1980 achteten 20 Prozent der Mädchen und 29 Prozent der Jungen nicht auf die möglichen Folgen. 2009 gaben nur noch acht Prozent beider Geschlechter an, ungeschützt den ersten Verkehr gehabt zu haben. Das Kondom war für Dreiviertel der Jugendlichen das Mittel der Wahl. Apropos mögliche Folgen: 77 Prozent der Mädchen sagten, sie möchten in ihrem Leben einmal Kinder haben. Die Jungs sind hier mit 65 Prozent deutlich zurückhaltender.

    Woher wissen die Jugendlichen, wie es geht?

    Über 80 Prozent der Teenager sagten, dass sie gut aufgeklärt sind. 78 Prozent der Mädchen-Eltern gaben an, dass sie diese Aufgabe erledigt hätten, gegenüber nur 61 Prozent vor 30 Jahren. Bei den Jungen-Eltern sind diese Zahlen allerdings weiterhin niedriger und liegen heute bei 67 Prozent. Aber: Während nur acht Prozent der deutschen Mädchen sagen, dass sie mit keiner Vertrauensperson zu Hause über Sexualität reden können, sind es bei den ausländischen Mädchen immerhin 17 Prozent. Auch die Beratung über Verhütungsmöglichkeiten ist bei den ausländischen Mädchen zu Hause deutlich schlechter. Der Sexualaufklärung an den Schulen kommt deshalb nach Meinung der Autoren der Studie auch in Zukunft eine zentrale Rolle zu. Weitere Ergebnisse und die Studie zum Herunterladen finden Sie hier!

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