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KOPENHAGEN: Karikaturist entgeht Anschlag

KOPENHAGEN

Karikaturist entgeht Anschlag

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    Gut vier Jahre nach der Veröffentlichung seiner umstrittenen Mohammed-Karikatur war der dänische Zeichner Westergaard am Neujahrsabend um Haaresbreite dem Anschlag eines mutmaßlichen Islamisten entkommen – „das war knapp“, sagte er selbst.

    Inzwischen wurden mehr Details über den 28 Jahre alten Mann aus Somalia bekannt, der mit Axt und Messer bewaffnet in das Haus des Zeichners gestürmt war – und lauthals „Blut“ und „Rache“ gefordert hatte. Nach Angaben des dänischen Geheimdienstes PET hatte die Tat einen terroristischen Hintergrund, auch wenn es so ausgesehen haben mag, als habe der 28-Jährige allein gehandelt. Jedenfalls habe der Somalier Verbindungen zu den radikal-islamischen Al-Shabaab-Milizen und zur Führung des Terrornetzwerkes El Kaida in Ostafrika. Geheimdienstchef Jakob Scharf stufte den Vorfall als „sehr schwerwiegend“ ein.

    Bedroht mit einer Axt

    Der 74-jährige Westergaard überlebte möglicherweise nur, weil er sich rechtzeitig in einen speziell gesicherten Raum retten und von dort die Polizei alarmieren konnte. Während er auf die Sicherheitskräfte gewartet habe, habe der Angreifer gegen die Tür gehämmert. „Es war grauenhaft“, schilderte Westergaard in der Online-Ausgabe der Zeitung „Jyllands-Posten“, für die er arbeitet. Mehr als um alles andere habe er sich Sorgen um seine fünf Jahre alte Enkelin gemacht, die zu der Zeit auch im Haus gewesen sei.

    Als die Polizei das Haus des Zeichners in der Nähe von ?rhus erreichte, warf der Somalier seine Axt auf einen der Beamten. Daraufhin gaben die Polizisten Schüsse auf Hand und Knie des Angreifers ab. Auf einer Trage wurde der Mann am Samstag dem Haftrichter vorgeführt. Die Justiz wirft dem 28-Jährigen versuchten Mord an Westergaard und an einem Polizisten vor. Westergaard wurde noch in der Nacht an einen sicheren Ort gebracht. Er hatte schon mehrfach Drohungen erhalten und steht unter Polizeischutz, wenn er das Haus verlässt.

    Westergaards Leben hat sich in den vergangenen vier Jahren zwar geändert, nicht aber seine Meinung. „Ich bin zu alt und starrköpfig, um mich noch zu beugen“, sagte er einmal. „Fanatiker haben mich bedroht und zum Tode verurteilt, nur weil ich meine Arbeit getan und dänische Grundwerte verteidigt habe.“

    „Diese Sache verfolgt mich“

    Auf Fragen nach dem Hintergrund für seine Karikatur und elf weitere Mohammed-Zeichnungen in der Zeitung „Jyllands-Posten“ antwortet Westergaard mit klaren Worten: „Es muss wohl richtig sein, dass man eine der fürchterlichsten Bedrohungen auf der Welt kommentiert.“ Terroristen bekämen „nun einmal ihre Munition vom Islam“.

    Dass sein „Kommentar“ Muslime in aller Welt auf die Straße gebracht habe, dafür weise er die Verantwortung zurück: „Der Zusammenstoß zwischen beiden Kulturen wäre auf jeden Fall gekommen. Unsere materiell überlegene westliche Welt wird ihn gewinnen.“ Solche Überlegungen hat Westergaard allerdings erst nachträglich angestellt. Als die islamkritische Zeitung „Jyllands-Posten“ 2005 bei ihm anfragte, ob er nicht den im Islam mit einem Abbildungsverbot versehenen Mohammed porträtieren wolle, war das für ihn „ein Auftrag wie jeder andere“.

    Dänemark hat seit den 90er Jahren einen rauen Grundton gegen Zuwanderer angeschlagen, die Regierung eine harte Ausländerpolitik zu ihrem „Markenzeichen“ gemacht. Westergaard sieht seine Mohammed-Zeichnung als „Beitrag zur Verteidigung der Meinungsfreiheit“, und sagt dies überall, auch auf dem Parteitag der rechtspopulistischen Volkspartei DVP. Und er ist sich bewusst: „Diese Sache wird mich bis an mein Lebensende verfolgen, das ist klar.“

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