Die Reformliste aus Athen würde wohl von jedem anderen Land, das um Hilfe der Euro-Partner bitte, sofort akzeptiert – aber nicht von Griechenland. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Der griechische Premierminister Alexis Tsipras und seine Unterhändler haben sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten als in jeder Hinsicht unzuverlässige Verhandlungspartner erwiesen.
Zusagen, Versprechungen und Absichtserklärungen bekam der Euroraum nun wirklich genug. Doch auf nichts konnte man sich in Brüssel verlassen. Nun bietet Alexis Tsipras der Union an, was seine Landsleute noch vor einer Woche abgelehnt haben. Wie soll man da glauben, dass der Regierungschef nun zu dem steht, was er aufgeschrieben hat?
Natürlich könnte man mit den Inhalten, die diese Liste bringt, leben. Aber warum bedarf es eigentlich des europäischen Drucks, um alle Griechen gleichermaßen der Steuerpflicht zu unterwerfen, Reiche mit den fälligen Abgaben zu belegen oder zu erkennen, dass sich die Hellenen ein derart kostspieliges Rentensystem nicht leisten können? Diese Selbsterkenntnis, die politische Schritte und Beschlüsse nach sich zieht, vermissen die Partner. Tsipras hat keinen Spielraum mehr. Entweder er akzeptiert die Regeln des Euroraums. Oder er verlässt ihn. An diesem Wochenende ist der Tag der Entscheidung.