Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen wählt die Minderheit der koptischen Christen in Ägypten ein neues Kirchenoberhaupt. Sieben Monate nach dem Tod von Papst Schenuda III. begann am Montag in der Markus-Kathedrale in Kairo eine Synode. 2412 Geistliche und Laien haben die Wahl zwischen zwei Bischöfen und drei Mönchen. Die drei Kandidaten mit den meisten Stimmen kommen in die nächste Runde.
Die bekanntesten unter den Bewerbern im Alter zwischen 49 und 70 Jahren sind Bischof Raphael, ein gelernter Arzt aus Kairo, und Bischof Tawadros aus dem Nil-Delta.
In der zweiten Runde am Sonntag entscheidet dann das Los, wer das 118. Oberhaupt der größten christlichen Gemeinde im Nahen Osten wird. Die Namen der Bewerber werden in der Endrunde auf jeweils einen Zettel geschrieben und in einer Urne auf dem Altar der Kathedrale platziert. Ein Kind mit verbundenen Augen zieht einen der Zettel heraus und bestimmt damit den nächsten Papst. So zählt nach Meinung der in Kairo versammelten Kopten letztendlich auch „Gottes Wille“. Der neue Papst soll am 18. November feierlich eingesetzt werden.
Papst Schenuda III. war im März nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren gestorben. Er hatte der koptisch-orthodoxen Kirche 40 Jahre lang vorgestanden. In Ägypten leben etwa acht Millionen Kopten. Sie machen zehn Prozent der Bevölkerung aus. Immer wieder gibt es religiöse Unruhen zwischen Muslimen und Kopten mit tödlichem Ausgang.
Seit dem politischen Aufstieg der Muslimbruderschaft häufen sich außerdem Meldungen über die Vertreibung von Kopten aus ägyptischen Dörfern und Städten. Zuletzt tauchten im Grenzort Rafah auf der Sinai-Halbinsel Flugblätter mit dem Aufruf auf, alle Christen zu verjagen. Viele Kopten sind bereit, Ägypten zu verlassen.