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BERLIN: „Pflanzenfett statt Milch im Eis“

BERLIN

„Pflanzenfett statt Milch im Eis“

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    Ist im Eis weniger Milch als die Verbraucher denken? Der Bauernverband beklagt, dass als Ersatz immer mehr Pflanzenfett verwendet werde.
    Ist im Eis weniger Milch als die Verbraucher denken? Der Bauernverband beklagt, dass als Ersatz immer mehr Pflanzenfett verwendet werde. Foto: FOTO dpa

    Inzwischen ist vielen Verbrauchern bekannt, dass die Lebensmittelindustrie für immer mehr Pizzas oder überbackene Brötchen ein Käse-Imitat, den sogenannten „Analog-Käse“, verwendet. Er enthält keine Milch und ist dadurch rund 40 Prozent billiger.

    Doch auch zum Eis gibt es Neuigkeiten. Gut 550 Millionen Liter Speiseeis verdrücken die Deutschen jedes Jahr, das entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund acht Litern. So lecker Erdbeere, Vanille, Haselnuss oder Schoko auch schmecken mögen, die Hersteller hätten weitestgehend Milchprodukte aus ihren Rezepturen genommen und dafür kostengünstigere Imitate eingesetzt, beklagt der Bauernverband. Das sei ein Grund dafür, weshalb der Milchverbrauch zu Lasten vieler Landwirte deutlich zurückgegangen sei. Auch Ministerin Aigner ist verärgert: Es sei nicht hinnehmbar, wenn „Milch durch Pflanzenfett-Mischungen in vielen Milchprodukten ersetzt wird“, so die Ministerin. Sie will auf EU-Ebene zur Gegenwehr ansetzen.

    Verbraucherschützer warnen

    Wer als Hersteller statt Milch oder Sahne einfach billiges Palmfett verwendet, muss das allerdings auch kennzeichnen. Steht also nur „Eis“ auf der Packung, ist laut Verbraucherzentralen billiges pflanzliches oder Kokosfett in einem hohen Anteil zu erwarten. Wer sein Produkt indes als „Eiscreme“ bezeichnet, muss laut den Leitsätzen für Speiseeis mindestens zehn Prozent Milchfett verwenden. Rahm- und Sahneeis sowie „Fürst Pückler Eis“ müssen sogar mindestens 18 Prozent beinhalten.

    Gerade bei industriell hergestellten Produkten, warnen Verbraucherschützer, sollte man sich die Aufschriften und die Zutatenlisten genau anschauen – zum Beispiel werde mitunter einfach mit dem Begriff „Sahne“ geworben, doch tatsächlich betrage der Schlagsahneanteil dann nur ein Prozent.

    Zuständig für die Leitsätze zur Beschaffenheit von Nahrungsmitteln ist die Lebensmittelbuch-Kommission, ein 31-köpfiges Gremium mit Experten aus der Industrie, der Wissenschaft, dem Verbraucherschutz und der Herstellung. Es erarbeitet neue Vorgaben, und nach Informationen dieser Zeitung sollen die Milchanteile bei den verschiedenen Eissorten weiter gesenkt werden. Verbraucherschützer und Bauernverband wehren sich dagegen, den Konzernen entgegenzukommen.

    Oft fehlen Hinweise auf Zutaten

    Der Hamburger Experte Armin Valet weiß, dass auch in mancher Eisdiele getrickst wird – und zwar nicht nur bei der Milch. Weil dort das Eis als „lose Ware“ gelte, fehlten oft Hinweise auf die Zutaten. So komme es vor, dass in Stracciatella keine Schokolade sei, „sondern fetthaltige Kakaoglasur.“ Das Erdbeereis schmecke zwar nach Erdbeere, „aber der Geschmack kommt nur von Aromastoffen“. Dabei muss bei Fruchteis der Fruchtgehalt mindestens 20 Prozent betragen. Und beim Vanilleeis, so Valet, werde häufig statt echter Vanille das Aroma Vanillin benutzt. Er rät, sich im Supermarkt die Zutatenliste genau anzugucken und in der Eisdiele nachzufragen. „Man muss aber auch klar sagen, dass dieses Eis nicht schädlich ist“, betont er.

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