Am Sonntag wurden fünf Männer festgenommen, wie die Beamten mitteilten. Die Männer würden derzeit befragt, sagte ein Sprecher der Leitstelle im Distrikt Datia in Zentralindien am Sonntag. Ein sechster Täter werde noch gesucht.
Das Urlauberpaar war mit Fahrrädern auf dem Weg nach Agra, wo der berühmte Taj Mahal steht. In der Nähe der Tempelstadt Orchha hätten sie ihr Camp zum Übernachten aufgeschlagen, erklärte der Polizeipräsident des Distrikts, C. S. Solanki. Nach Aussage des Mannes überwältigten ihn die Täter, vergewaltigten seine Begleiterin und raubten ihnen Laptop, Mobiltelefone und umgerechnet etwa 140 Euro.
Waldstück abgeriegelt
Die 39-Jährige Schweizerin wurde in ein Krankenhaus in der Stadt Gwalior gebracht. Nach einer ersten Untersuchung bestätigte das Hospital, dass die Frau mehrfach vergewaltigt wurde, wie der Sender NDTV berichtete. Fernsehbilder zeigten zahlreiche Polizisten, die das Waldstück durchkämmten. Laut einem lokalen Beamten wurde die Gegend weiträumig abgeriegelt. Nach Angaben eines Polizeisprechers begab sich das Paar am Sonntag auf den Weg in die Hauptstadt Neu Delhi.
Der Schweizer Botschafter sprach mit dem Opfer und ihrem Partner und sicherte ihnen jegliche erdenkliche Hilfe zu. In einer Mitteilung hieß es, die Botschaft sei „zutiefst erschüttert“. Zunächst stünde die Gesundheit und Behandlung der Schweizerin im Vordergrund. Doch zugleich wurden die lokalen Behörden zu schnellen Ermittlungen aufgefordert. Die Täter müssten bestraft werden.
Vergewaltigungen und der respektlose Umgang mit Frauen sind ein großes gesellschaftliches Problem in Indien. 2011 zählten die Behörden rund 24 200 gemeldete Vergewaltigungen, die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Denn viele Frauen gehen nicht zur Polizei, weil sie mit der Veröffentlichung Schande über ihre eigene Familie bringen würden. Auch werden viele Anzeigen von der Polizei nicht aufgenommen, andere verlaufen im Sand. Und nur etwa ein Viertel der Angeklagten, die vor Gericht müssen, werden schließlich verurteilt.
Täter, die sich an indischen Frauen vergehen, haben also oft nichts zu befürchten. Touristinnen werden eher selten Opfer. Allerdings rät das Auswärtige Amt Reisenden, vor allem Frauen, vorsichtig zu sein. Im November vergangenen Jahres wurde eine Spanierin, die familiäre Bindungen nach Deutschland hat, in ihrer Wohnung in Mumbai überfallen und vergewaltigt. Und vor zehn Jahren war eine Schweizer Diplomatin in der Hauptstadt Neu Delhi in ihrem Auto entführt und misshandelt worden. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt.
Derzeit diskutiert Indien so intensiv wie wohl nie zuvor über die Vergewaltigungen und die Stellung der Frau. Losgetreten wurde die Debatte durch die brutale Misshandlung einer 23 Jahre alten Studentin, die in einem fahrenden Bus von einer Gruppe Männer vergewaltigt wurde und später an den Verletzungen starb.