Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, ist für seine deutlichen Worte bekannt. Vor rund zwei Wochen ließ er in einem Interview durchblicken, dass er den Sinn des von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) initiierten „Präventionsgipfels“ nicht ganz verstehe.
Schließlich gebe es bereits eine Kooperation zwischen muslimischen Verbänden und den Sicherheitsbehörden, um islamistischem Extremismus vorzubeugen. Es war genau diese Tatsache, die viele Beobachter am Freitag nach dem Gipfel etwas ratlos zurückließ. Was soll sich denn nun ändern?
Kurz nach seinem Amtsantritt als Innenminister hatte Friedrich den Gipfel als Auftakt einer „Sicherheitspartnerschaft“ zwischen Staat und Muslimen angekündigt. Dass er diese Absicht ausgerechnet bei der Islamkonferenz kundtat, sorgte für einigen Ärger. Schließlich waren die Vorgänger Friedrichs darauf bedacht gewesen, die Islamkonferenz nicht zu sehr mit den Themen Sicherheit und Islamismus zu belasten.
Die Islamwissenschaftlerin Armina Omerika bezichtigte Friedrich damals, eine „sehr bedenkliche Kultur des Denunziantentums unter den Muslimen“ fördern zu wollen. Die Opposition bezeichnete den Gipfel angesichts vieler bestehender Initiativen als Schauveranstaltung.
Friedrich sowie die Vertreter von Islamverbänden und der Sicherheitsbehörden verwiesen am Freitag wiederholt selbst auf viele bestehende Formen der Zusammenarbeit. So arbeiten der Zentralrat der Muslime und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) schon seit 2005 mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Bundeskriminalamt zusammen. Beim Bundesamt für Migration in Nürnberg gibt es bereits eine Stelle, die den Aufbau eines bundesweiten Netzes von Ansprechpartnern bei muslimischen Organisationen und Sicherheitsbehörden unterstützt. Darüber hinaus existierten in Kommunen zahlreiche Projekte.
„Wir müssen uns noch mehr vernetzen, auch über die bestehenden Projekte hinaus“, versuchte Friedrich eine Erklärung zu geben. Er wolle ein Signal setzen, dass alle Bürger in Deutschland, egal welcher politischen Richtung und welcher Religion, den Kampf gegen den Terror aufnehmen sollen.
Friedrich kündigte Symposien, einen gemeinsamen Internetauftritt und eine engere Zusammenarbeit mit dem Bundesfamilienministerium bei Präventionsprojekten an.
Sein erklärtes Ziel: Wenn junge Menschen „komische Themen“ aufgreifen, plötzlich Sprachlosigkeit am Abendbrottisch herrsche oder ein Kind sich total verändere, müssten die Eltern wissen, was das bedeuten könne.
Friedrich dürfte es aber vor allem auch darum gehen, das Signal an die konservative Klientel seiner Partei zu geben, er tue etwas gegen Islamismus. Am Freitag wurde deutlich, dass sich Zentralratschef Mazyek eine etwas andere Schwerpunktsetzung wünscht: einen stärkeren Fokus auf Integration und eine stärkere Betrachtung auch des Themas Islamfeindlichkeit.
Mazyek möchte auch mehr Geld für Präventionsarbeit – für politische Bildung, die Ausbildung von muslimischen Vertrauensleuten und Aussteigerprogramme. Doch ob das angesichts leerer Kassen so schnell zu haben ist, bleibt fraglich.