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Standpunkt: Beklemmungen beim europäischen Konklave

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Standpunkt: Beklemmungen beim europäischen Konklave

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    Wenn die EU nach ihrem Spitzenpersonal sucht, gibt es zwei besonders undankbare Rollen. Da ist zum einen der Kompromisskandidat, was so viel heißt wie: Alle wollten jemand anderen, diesen aber sicher keiner. Und die zweite undankbare Rolle hat häufig der inne, der den Job bekommt.

    Denn die Staats- und Regierungschefs sind nicht dafür bekannt, starke Führungspersönlichkeiten auf den Schild zu heben, sondern eher lenkbare Politiker, die ihnen nicht in die Quere kommen. Dass genau dies der falsche Weg ist, um die viel beschworene Stärke der EU auf der Weltbühne zu verwirklichen, weiß zwar jeder. Aber weder die Außen- noch die Finanzminister und schon gar nicht die „Chefs“ selbst sind scharf auf ständige Reibereien.

    Zumal die Wähler der Union ihnen nun schon einen Kommissionspräsidenten aufs Auge gedrückt haben, den niemand wirklich wollte. Das europäische Konklave wird man also eher mit Beklemmungen sehen müssen. Egal, wer daraus für welchen Job hervorgeht. Dabei fehlt der Union nichts so sehr wie begnadete Persönlichkeiten auf allen ihren Chefsesseln. Ob es um den Nahen Osten oder die Ukraine geht – ein kraftvoller „Außenminister“ der EU wäre nötig. In Sachen Euro und weiterer Stabilisierung nach der Finanzkrise sowie den Aufbau der Bankenunion bräuchte die Eurogemeinschaft ebenfalls einen charismatischen Vorsitzenden und einen ebenso gewichtigen Wirtschafts- und Währungskommissar.

    Sogar der Kreis der Staats- und Regierungschefs würde gewinnen, wenn man sich jemanden als Ratspräsidenten an die Spitze stellen würde, der nicht nur Geschäfte abwickelt und im Hintergrund bleibt, sondern der Akzente setzen kann. Doch die Hoffnung auf eine solche Serie von Glücksgriffen ist eher gering. Die EU ist und bleibt eben doch eine Ansammlung von 28 Staaten mit verschiedenen nationalen Interessen. Auch wenn ihr das mehr schadet als nützt.

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