Bei einem der schwersten Schiffsunglücke in Russland seit Jahren sind 56 Seeleute im eiskalten Wasser vor der Pazifik-Halbinsel Kamtschatka ums Leben gekommen. Nach dem Untergang eines möglicherweise überladenen Fischdampfers suchten Flugzeuge und Schiffe am Freitag nach 13 vermissten Seeleuten, wie der Zivilschutz mitteilte. Es gab aber keine Hoffnung, die Fischer lebend zu finden. Die Suche solle am Samstag fortgesetzt werden, sagte Artur Rez von den Einsatzkräften der Agentur Interfax.
Bei dem Untergang der „Dalnij Wostok“ („Ferner Osten“) in der Nacht zum Donnerstag konnten 63 der 132 Besatzungsmitglieder gerettet werden. Das Schiff war 300 Kilometer vor der Kamtschatka-Küste gesunken. Das Ochotskische Meer ist dort 200 Meter tief.
Überfrachtet mit frischem Fisch?
Experten vermuten, dass die schwimmende Fischfabrik völlig mit frischem Fang überfrachtet gewesen und deshalb gesunken sein könnte. Nach offiziellen Angaben war die Unglücksursache aber unklar. Russische Ermittler gingen nach Behördenangaben mehreren möglichen Ursachen nach. So könnte der mehr als 100 Meter lange Trawler „Dalnij Wostok“ etwa auch mit Treibeis zusammengestoßen sein, teilte Wladimir Markin von der Ermittlungsbehörde im 7000 Kilometer entfernten Moskau mit. Ermittelt wird wegen Verstoßes gegen Sicherheitsvorschriften. In Russland kommt es immer wieder zu schweren Katastrophen, weil einfachste Regeln missachtet werden.
Wegen Wassertemperaturen von knapp über null Grad starben viele Seeleute an Erfrierungen, teilten die Behörden mit. An der Rettungsaktion im Ochotskischen Meer waren 2000 Helfer sowie etwa 30 Schiffe und mehrere Flugzeuge beteiligt. Drei verletzte Seeleute waren mit Hubschraubern in die fernöstliche Stadt Magadan gebracht worden.
Kanzlerin Merkel kondolierte
Der Unglücksort liegt rund 7000 Kilometer von Moskau entfernt. Zwei Schiffe nahmen mit jeweils 30 Überlebenden Kurs auf das Festland. Dort werden sie am Dienstag, 7. April, erwartet.
Das 26 Jahre alte Fischereischiff stammt noch aus sowjetischer Produktion. Präsident Wladimir Putin ordnete Hilfe für die geretteten Seeleute sowie für die Angehörigen der Opfer an. Der kommende Montag sollte in der Region zum Trauertag erklärt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach ihr Mitgefühl in einem Kondolenztelegramm an Putin aus. Die Gewässer an der Ostküste Russlands sind eine wichtige Region für die Versorgung des Riesenreichs mit Meeresprodukten.