Was passiert, wenn man mit 1,8 Promille einen Unfall baut? Die Frage wird sich Karl-Heinz Rummenigge – wie viele Alkoholsünder – erst gestellt haben, als er wieder nüchtern war: nach der Feier eines relativ unbedeutenden Fußball-Sieges in London. Am Samstag droht ja das DFB-Finale gegen den übermächtigen VfB Stuttgart – und nüchtern betrachtet ist nicht klar, wer als Sieger vom Platz geht: der Triple-Aspirant oder die Trollinger-Truppe aus Daimler-Deutschland – offenbar ein Angstgegner von Europas bester Fußballmannschaft. Die soll eine Art Torschluss-Panik nun im Alkohol ertränken. „Mit 1,8 Promille haben wir eine Chance“, sagt der Bayern-Boss: Das sind fünf Schoppen oder drei Oktoberfest-Maß (okay, vier). Wir wissen aber: Mit 0,6 Promille lässt die Konzentration nach, 0,8 Promille verlängern die Reaktionszeit um die Hälfte, man ist enthemmt und überschätzt sich selbst. Bei 1,8 Promille kommen Sprachstörungen und Verwirrtheit dazu – schon hätte Stuttgart den DFB-Pokal. Dazu kämen bei 1,8 Promille Führerschein-Entzug und „Idiotentest“ sowie die Geldstrafe von 30 bis 50 Tagessätzen pro Sünder, insgesamt mehr Millionen als bei Uli Hoeneß. Aber zur Verteidigung soll man Rummenigge zugute halten, dass er (mit weniger als 1,8 Promille) etwas recht Kluges sagen wollte – was bei Ex-Stürmern nicht so elegant gerät wie etwa beim Philosophen Johann Gottfried von Herder (1744 - 1803). Der meinte wohl das Gleiche, als er sagte: „Die alten Deutschen fassten Entschlüsse in Trunkenheit und führten sie nüchtern aus, andere werden sie nüchtern fassen und trunken ausführen.“
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