Altkanzler Helmut Schmidt hat den Umgang des Westens mit Russland in der Krim-Krise kritisiert. Sanktionen wie das Reiseverbot für die russische Führung seien „dummes Zeug“, sagte der 95-Jährige der „Zeit“ in Hamburg. Weitere wirtschaftliche Sanktionen würden ihr Ziel verfehlen. Sie hätten zwar symbolische Bedeutung, „aber sie treffen den Westen genauso wie die Russen“.
Der SPD-Politiker kritisierte auch den Beschluss, Russland aus dem Kreis der G8-Staaten auszuschließen. Sich gemeinsam zusammenzusetzen, wäre „dem Frieden bekömmlicher als das Androhen von Sanktionen“. Wichtiger seien ohnehin die G20, in denen auch China und Indien vertreten sind. „Aus der G20 hat man die Russen bisher nicht rauskomplimentiert.“ Das Vorgehen des russischen Präsidenten Putin findet Schmidt „durchaus verständlich“. Er würde ihn auch nicht als „neuen Zaren“ bezeichnen. Bis Anfang der 90er Jahre sei der Westen davon ausgegangen, dass die Krim und die Ukraine Teil Russlands seien. Er habe auch Zweifel, ob die Annexion der Krim ein Bruch des Völkerrechts sei. Die aktuelle Situation sei deshalb „gefährlich, weil der Westen sich furchtbar aufregt“. Dies sorge für entsprechende Aufregung in der russischen Öffentlichkeit und Politik.
Es sei nicht klug, wenn sich Deutschland und Europa von russischer Energie unabhängiger machen würden, fügte Schmidt hinzu. Auch Ende des 21. Jahrhunderts werde Russland „ein ganz wichtiger Nachbar“ bleiben. Die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hingegen gefällt Schmidt: „Hier ist ein Lob für die Vorsicht der deutschen Bundeskanzlerin angebracht.“