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NAIROBI: Volle Tanks in Europa, leere Teller in Afrika

NAIROBI

Volle Tanks in Europa, leere Teller in Afrika

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    In vielen Teilen der Welt brennt der Tropenwald, um Platz für Biosprit-pflanzen zu schaffen. Das beschleunigt den Klimawandel.
    In vielen Teilen der Welt brennt der Tropenwald, um Platz für Biosprit-pflanzen zu schaffen. Das beschleunigt den Klimawandel. Foto: FOTO DPA

    Im Senegal, in Burkina Faso, Mauretanien und Kamerun zogen jüngst Demonstranten über die Straßen. Es gab Unruhen und Proteste. „Die zunehmende Armut ist eine Zeitbombe, die jederzeit explodieren kann“, warnte der senegalesische Oppositionsführer Abdoulaye Bathily.

    Preissteigerungen haben in vielen Ländern Westafrikas selbst Grundnahrungsmittel zu Luxusgütern gemacht. So stiegen etwa in Mauretanien die Preise für Getreide innerhalb eines Jahres um 40 Prozent. Das UN-Welternährungsprogramm WFP befürchtet für dieses Jahr Hunger und Mangelernährung. Dabei gilt bereits jetzt jeder achte Mauretanier als stark unterernährt.

    Mehr Pflanzen für Biotreibstoffe

    Die Ursachen sind vielfältig. Nach der Flutkatastrophe wurde 2007 in weiten Teilen Afrikas die Ernte zerstört. Doch auch der zunehmende Anbau von Pflanzen, die zu Biotreibstoffen verarbeitet werden sollen, lässt die Lebensmittel teurer werden, da weniger Anbaufläche für Mais oder Getreide genutzt werden kann.

    Entwicklungsländer in Afrika hoffen auf den Biotreibstoff-Boom und Einkünfte durch Exporte. So wurde im Senegal im vergangenen Jahr ein Ministerium für Biotreibstoffe und erneuerbare Energien eingerichtet. Im Kongo lässt die Regierung die Möglichkeiten für den Anbau von Pflanzen für Biotreibstoff prüfen. Im ostafrikanischen Tansania ist einer Studie zufolge die Hälfte der Agrarflächen für den Bau von Treibstoffpflanzen geeignet.

    Doch selbst wenn in afrikanischen Ländern kein Eigenanbau betrieben wird – gerade in den von humanitären Notlagen, Kriegen und Bürgerkriegen betroffenen Regionen sind die Auswirkungen der weltweit gestiegenen Lebensmittelpreise besonders gravierend. Die WFP-Helfer etwa fürchten, dass in Flüchtlingslagern und Krisengebieten wie Darfur und Somalia die Lebensmittelrationen gekürzt werden müssen. Möglicher Grund: Die für dieses Jahr zur Verfügung stehenden Finanzmittel reichen nicht aus, um genug Lebensmittel zu kaufen.

    Teure Nahrungsmittel

    Auch die Rückführung von Bürgerkriegsflüchtlingen, etwa von Tansania nach Burundi, ist bedroht, da die Menschen auf Hilfe angewiesen sind, bis sie sich wieder eine Existenz in der Heimat aufgebaut haben.

    Während die EU mit der Förderung von Biotreibstoffen auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz setze, sei die Existenz vieler Menschen in Entwicklungsländern zunehmend bedroht, warnte die Hilfsorganisation Oxfam bereits November. Für Menschen, die ohnehin die Hälfte ihres Einkommens für den Kauf von Lebensmitteln aufbringen müssen, sei die Verteuerung von Grundnahrungsmitteln eine Katastrophe. „In Äthiopien, wo sich verschiedene europäische Firmen anschicken, im großen Stil Energiepflanzen anzubauen, hungern nach wie vor vier Millionen Menschen“, mahnte Oliver Müller, Leiter von Caritas International, kurz vor dem Klimagipfel auf Bali Mitte Dezember.

    Online-Tipp

    Warum deutscher Biodiesel Urwälder zerstört, lesen Sie unter: www.mainpost.de/online-tipp

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