Noch immer flattern ihm regelmäßig Morddrohungen ins Haus. Auf der Straße wird er beschimpft. Unbekannte hinterlassen ihm eindeutige Botschaften am Auto oder vor der Haustüre. Auch zehn Jahre nach der ersten Einführung eines Rauchverbotes in Bayern zieht Sebastian Frankenberger den Zorn derjenigen auf sich, die von dem Verbot der Glimmstängel so gar nichts halten.
„Mittlerweile nehmen die Morddrohungen ab, die gibt es nun ungefähr noch ein, zwei Mal im Monat. Aber Beschimpfungen und Stalking oder andere Geschichten sind immer noch an der Tagesordnung“, sagte der ehemalige ÖDP-Politiker vor kurzem im Bayerischen Rundfunk: „Immer wieder, wenn ich durch Passau gehe, passiert es, dass man mir irgendwelche Kraftausdrücke hinterherschmeißt.“
Frankenberger war es, der sich 2009 vehement „Für echten Nichtraucherschutz“ eingesetzt und ein Volksbegehren initiiert hatte. Dieses hatte schlussendlich das heute noch gültige absolute Rauchverbot in bayerischen Kneipen und Gaststätten zur Folge. Im Jahr 2007 hatte der Landtag einen ersten Anlauf genommen und das bis dato strengste Rauchverbot Deutschlands beschlossen. Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit der CSU bei den Landtagswahlen 2008 wurde die Regelung auf Drängen der FDP jedoch mit diversen Ausnahmen aufgeweicht.
Das rief Frankenberger und seine Mitstreiter auf den Plan – mit bekanntem Ergebnis.
„Irgendwie macht das einen schon stolz“, erklärt der 36-Jährige heute – auch wenn mit dem politischen Erfolg Anfeindungen, Drohungen und Hausverbote in Kneipen einhergingen. Nicht zuletzt deswegen zog sich Frankenberger vor wenigen Jahren aus der Politik und aus Bayern zurück. Er lebt mittlerweile in Österreich, leitet Reisegruppen und kostümierte Stadtführungen in Linz. Außerdem ist er für die österreichische Wirtschaftskammer tätig.
Doch auch in seiner neuen Heimat wird er mit dem alten Thema konfrontiert. Erst jüngst einigten sich die beiden künftigen Regierungsparteien in Österreich (ÖVP und FPÖ) darauf, das ursprünglich für Mai 2018 geplante Rauchverbot in der Alpenrepublik zu kippen. Stattdessen soll es künftig in abgetrennten Räumlichkeiten eines Lokals weiterhin möglich sein zu rauchen. Man orientiere sich dabei am „Berliner Modell“: In Deutschlands Hauptstadt gilt seit 2008 ein Rauchverbot mit Ausnahmen für abgetrennte Nebenräume oder die „getränkegeprägte Kleingastronomie“, sprich Kneipen.
Sebastian Frankenberger sieht sich die Debatten in Österreich derweil mit einer gewissen Distanz an. Zwar sehe er Parallelen zu dem einstigen „Hin und Her“ in Bayern. Noch einmal will er sich aber nicht an die Spitze der Nichtraucher-Bewegung setzen. Nicht nur Raucher, sonder auch Wirte in ganz Bayern hatten Frankenberger das Rauchverbot übel genommen. Er hatte außer Drohungen auch in zahlreichen Gaststätten ein Hausverbot bekommen.
Heute sind 93 Prozent der Nichtraucher mit dem gegenwärtigen Nichtraucherschutz in Gaststätten und am Arbeitsplatz sehr zufrieden oder zufrieden. Das ergab die Befragung von knapp 4000 Personen ab 16 Jahren durch die GfK Marktforschung im Sommer 2017. Und sogar von den Rauchern sind 62 Prozent mit dem Nichtraucherschutz in Gaststätten entweder sehr zufrieden (27 Prozent) oder zufrieden (35 Prozent). Foto: dpa