Wie gut es Frauen mit Kindern gelingt, ihren Job und eine Familie zu koordinieren, hängt auch stark von der Offenheit und den Angeboten des Arbeitgebers ab. Dazu gibt es verschiedene Modelle:
Vertrauensarbeitszeit
Das Familienministerium empfiehlt in seiner „Datenbank der guten Beispiele“ die Vertrauensarbeitszeit. Dabei hat die Arbeitnehmerin die Möglichkeit, nicht stundenorientiert, sondern leistungsorientiert zu arbeiten. Es werden Ziele gesteckt, die innerhalb einer Zeitvorgabe zu erreichen sind – bei eigener Einteilung, je nach Art der Arbeit auch von zu Hause aus. Anita Beckmann, Product Director bei s.Oliver, sagt: „Ohne diese familienbewussten Arbeitszeiten hätte ich nicht auf meine Führungsposition zurückkehren können. Die Vertrauensarbeitszeit verschafft mir Freiräume für meine Familie. Ich kann zum Beispiel Termine mit meinem Kind wahrnehmen und berufliche Aufgaben in die Abendstunden verlegen.“
Hilfe bei der Kinderbetreuung
Das Arbeits- und Sozialministerium empfiehlt Unterstützung bei der Betreuung. Denn Unternehmen können ihren Angestellten auch durch Beratung helfen, sie etwa bei der Suche nach Pflegepersonen unterstützen oder sogar die Betreuungskosten übernehmen. „Kinder können im Ausnahmefall auch mit ins Büro kommen“, so Pressesprecherin Nadine Leinfelder.
Teilzeit in Führungspositionen
Die bayerische Frauenministerin Christine Haderthauer empfiehlt Teilzeit in Führungspositionen. Die Teilzeitarbeit gibt Frauen die Möglichkeit, sich um ihre Kinder zu kümmern, aber gleichzeitig nicht auf eine hohe Position verzichten zu müssen. „Junge Mütter werden nach der Babypause in Teilzeit oftmals deutlich unter ihren Qualifikationen eingesetzt“, so Haderthauer. „Damit ist für viele Frauen die Karriere mit Mitte 30 zu Ende.“ Um dies zu vermeiden, empfiehlt sie, für familienfreundliche Rahmenbedingungen in Führungspositionen zu sorgen, indem beispielsweise nach 17 Uhr keine Konferenzen mehr stattfinden. „Kaum eine junge Mutter kann es einrichten, ihre Kinder erst ab 21 Uhr für einen Gutenachtkuss in die Arme zu nehmen.“
Betriebseigene Kita
Das Familienministerium empfiehlt eine betriebseigene Kita. Dort haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Kinder tagsüber zur Betreuung abzugeben. Das verschafft Müttern den Vorteil, schnell wieder in den Beruf einsteigen zu können, gleichzeitig aber nahe an ihren Kindern zu sein. „Mir gibt die betriebseigene Kita ein gutes Gefühl“, so Petra Carl, Personalleiterin bei s.Oliver in Rottendorf. „Dadurch kann ich mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren. Und ich weiß, dass ich schnell bei meinem Kind sein kann, sollte mal etwas sein.“
Förderung durch Quote
Simone Tolle, Landtagsabgeordnete der Grünen und ehemalige Frauenbeauftragte, empfiehlt, Frauen nicht nur nach der Babypause, sondern grundsätzlich bei der Karriere wesentlich stärker zu unterstützen. „Familienfreundlich und frauenfreundlich ist nicht dasselbe. Es muss eine ganz bewusste Frauenförderung geben, indem man sich beispielsweise vornimmt, dass 50 Prozent der Führungsetage Frauen sind. Gender muss ein Organisationsprinzip werden: Jede Entscheidung sollte darauf überprüft werden.“
Fortbildungen während der Kinderpause
Das bayerische Arbeits- und Sozialministerium empfiehlt Unterstützung während der Kinderpause. Denn wenn Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter während der Zeit vom Unternehmen betreut werden, gelinge es ihnen anschließend besser, wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden. „Man kann die Mitarbeiter beispielsweise zu Infoveranstaltungen einladen oder für Fortbildungen während der Elternzeit sorgen“, so Pressesprecherin Nadine Leinfelder. „Außerdem kann man die Mitarbeiter auch während der Elternzeit zu Weihnachtsfeiern und Betriebsausflügen einladen.“ Nach der Elternzeit kann der Arbeitgeber durch Anschlussqualifizierungen dafür sorgen, dass der Wiedereinstieg unkompliziert gelingt.
Mentoring-Programme
Schon in der Uni kann man beginnen, Frauen zu fördern und ihnen Möglichkeiten zur Karriere zu bieten. Prof. Marie-Christine Dabauvalle, Frauenbeauftragte der Universität Würzburg, empfiehlt Mentoring-Projekte, wo ein Begleiter die Frauen fördert: „Der Mentor gibt ihnen Selbstvertrauen. Auf Seminaren lernen sie außerdem, wie sie Karriere machen können und merken: Ich bin nicht allein.“
Förderung für Frauen
Frauen können sich in Jobfragen unter anderem an die folgenden Stellen wenden:
Die Plattform Betreuung der bayme vbm unterstützt Unternehmen bei familienfreundlicher Personalpolitik. Mitarbeiter können sich in einem Beratungsgespräch per Telefon oder vor Ort an regionalen Servicepunkten informieren. Außerdem vermittelt die Plattform arbeitsplatznahe Betreuungsangebote für Kinder. Mehr Infos unter www.plattform-betreuung.de
Die Gleichstellungsstelle der Stadt Würzburg bietet Beratungstermine, außerdem gibt es eine spezielle Veranstaltung zum Thema „Frauen und Beruf“. Infos unter Tel. (09 31) 37 35 68.
Das Frauenbüro an der Uni Würzburg bietet Förderung von Studentinnen, etwa Stipendien- und Mentoring-Programme. Informationen unter Tel. (09 31) 31 88 05 5.
Das IHK-Forum „BusinessClass“ bietet Gründerinnen und Jungunternehmerinnen eine Plattform, um sich auszutauschen. Bei den kostenlosen Veranstaltungen gibt es jeweils einen Vortrag einer Expertin und eine offene Gesprächsrunde. Mehr Infos unter www.wuerzburg.ihk.de