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NIKOSIA: Zwölf Tote nach Explosion in Militärlager auf Zypern

NIKOSIA

Zwölf Tote nach Explosion in Militärlager auf Zypern

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    Wie nach einem Luftangriff: Verheerende Folgen hatte die Explosion zweier Munitionscontainer in einem Militärlager auf Zypern.
    Wie nach einem Luftangriff: Verheerende Folgen hatte die Explosion zweier Munitionscontainer in einem Militärlager auf Zypern. Foto: Foto: dpa

    Eine „biblische Katastrophe“, eine Szenerie „wie nach einem Luftangriff“ – so beschreiben Augenzeugen im griechischen Süden der geteilten Insel Zypern die Bilder nach der schweren Explosionsserie vom Montagmorgen, als auf der Marinebasis „Evangelos Florakis“ der griechisch-zyprischen Nationalgarde zwei Munitionscontainer in die Luft flogen. Nach offiziellen Angaben wurden zwölf Menschen getötet, unter ihnen vier Soldaten des Stützpunkts und fünf Feuerwehrleute. 62 Personen erlitten Verletzungen.

    Unabsehbar sind die Folgen der Katastrophe für die Strom- und Wasserversorgung der Insel, die vor allem vom Tourismus lebt: Durch die Explosion auf der Marinebasis wurde ein benachbartes Kraftwerk schwer beschädigt und musste vom Netz genommen werden. Mehrere Meerwasser-Entsalzungsanlagen im Süden der Insel sind deshalb außer Betrieb.

    Die Katastrophe nahm am frühen Montagmorgen gegen halb fünf Uhr ihren Lauf, als in der Nähe der Marinebasis, die zwischen den Hafenstädten Larnaka und Limassol an der Südküste der Insel liegt, ein Buschbrand ausbrach. Trotz aller Bemühungen der Feuerwehr griff das Feuer auf das Gelände der Basis über. Gegen sechs Uhr explodierten dort zwei mit Munition gefüllte Container. „Es war wie ein Erdbeben“, berichtet eine Einwohnerin des zwei Kilometer entfernten Dorfes Mari. Fast alle Häuser der Ortschaft wurden durch die Druckwelle schwer beschädigt. Dutzende Autofahrer wurden von der Explosion auf der Autobahn Larnaka-Limassol überrascht: „Trümmer, Metallfetzen, Holzlatten, ganze Teile von Dächern kamen durch die Luft geflogen und krachten auf die Fahrbahn“, berichtete eine sichtlich unter Schock stehende Autofahrerin im Fernsehen. Selbst Gebäude, die fünf Kilometer vom Explosionsort entfernt waren, wurden durch die Druckwelle zerstört. Alle Krankenhäuser der Insel wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Die Bevölkerung wurde zu Blutspenden aufgerufen. Hätte sich die Explosion einige Stunden später ereignet, wären die Opferzahlen sehr viel höher. Zum Zeitpunkt des Unglücks befand sich nur ein kleiner Teil des Personals auf dem Stützpunkt. Auch die in der Nähe der Basis gelegenen Strandbars und Tavernen, die bei der Explosion völlig verwüstet wurden, waren zu der frühen Stunde noch menschenleer.

    Der Marinestützpunkt wurde durch die Explosionen und das Feuer total zerstört. Er sei „erschüttert und entsetzt“, sagte Staatspräsident Dimitris Christofias, der am Montagmorgen den Ort der Explosion besuchte. „Dies ist ein weiterer schwarzer Juli für unser Land und unser Volk“, sagte Christofias.

    Die Behörden und Politiker der Inselrepublik sind in Erklärungsnot. Die explodierten Munitionsbehälter waren zwei von 98 Containern, die auf der Marinebasis lagerten. Die griechisch-zyprische Küstenwache hatte die Munitionscontainer im Februar 2009 an Bord eines Frachters vor der Küste der Insel sichergestellt. Es handelte sich um einen illegalen Waffentransport vom Iran nach Syrien. Bereits damals hatten Experten der Feuerwehr vor der Explosionsgefahr gewarnt und gefordert, die Munition zu vernichten.

    Auch der Kommandeur der Marinebasis habe sich in den folgenden Monaten immer wieder um eine Verlagerung der Munition bemüht, aber bei seinen Vorgesetzten kein Gehör gefunden, hieß es. Erst vergangenen Mittwoch habe die Feuerwehr erneut auf das Explosionsrisiko hingewiesen, berichtete der Athener Radiosender „Skai“. Am Montagmittag erklärten der zyprische Verteidigungsminister Kostas Papakostas und der Kommandeur der zyprischen Nationalgarde ihren Rücktritt.

    Die Folgen der Explosionskatastrophe für die Wirtschaft der Insel sind bisher kaum abzuschätzen.

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