Erstmals seit 2016 ist die Zahl der Schweineschlachtungen in Deutschland im vergangenen Jahr wieder leicht gestiegen. 2024 wurden nach Angaben der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) 44,65 Millionen Tiere geschlachtet, das waren 1,8 Prozent mehr als 2023. Zwischen 2016 und 2023 hatte es der ISN zufolge einen starken Rückgang von 25,8 Prozent bei den Schlachtzahlen gegeben.
Die Folgen dieses Rückgangs seien auch im vergangenen Jahr in der Schlachtbranche deutlich spürbar gewesen, hieß es im ISN-Schlachthofranking, den die Interessengemeinschaft im niedersächsischen Damme veröffentlichte.
Längere Wege für einige Landwirte
So seien Schlachthöfe des niederländischen Schlachtunternehmens Vion geschlossen oder von anderen Firmen übernommen worden. Für Regionen, in denen eher weniger Schweine gezüchtet werden, wie in Brandenburg oder Hessen, seien längere Transportwege zu den Schlachthöfen und damit eine weitere Schwächung der dortigen Schweinehalter die Folge.
Der Rückzug von Vion aus Deutschland sorgte laut ISN für Verschiebungen auf dem Markt. Der Abstand der beiden größten Schlachter Tönnies und Westfleisch auf die Wettbewerber sei deutlich größer geworden. Beide Unternehmen kommen nach Angaben der ISN zusammen auf einen Marktanteil von rund 45,1 Prozent. Auf Platz drei folgt demzufolge Danish Crown 6,2 Prozent.
Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft hatte bereits im März einen leicht gestiegenen Fleischkonsum im Jahr 2024 festgestellt - begünstigt durch den relativ moderaten Anstieg der Verbraucherpreise.
Vier Bundesländer Schweinehaltungs-Hochburgen
Mehr als zwei Drittel der Schweineschlachtungen fanden in den beiden Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen statt. In NRW wurden nach Angaben der ISN im vergangenen Jahr rund 16,72 Millionen Schweine geschlachtet, das waren 2,3 Prozent mehr als 2023. In Niedersachsen waren es 13,43 Millionen Tiere - damit wurde der Vorjahreswert gehalten.
Eine weitere Kernregion der Schweinehaltung liegt in Bayern und Baden-Württemberg. Bayern kam laut ISN auf 3,79 Millionen Schlachtungen (-1,9 Prozent) und Baden-Württemberg auf 3,69 Millionen Tiere (+2,9 Prozent). In diesen vier Bundesländern liegt der Schwerpunkt der deutschen Schweinefleischerzeugung mit 80 Prozent der Tierbestände.
Tönnies will früheren Vion-Betrieb kaufen
Mit größtem Abstand der größte Schweineschlachter bleibt der ostwestfälische Tönnies-Konzern. Die geplante Übernahme des ehemaligen Vion-Schlachthofs in Crailsheim (Baden-Württemberg) muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Bei einer Zustimmung würde Tönnies laut ISN als einziges Schlachtunternehmen in weiten Teilen Deutschlands mit bedeutenden Standorten sowohl für Rind- als auch für Schweinefleisch vertreten sein.
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