Schwarz-rot-gold, wo man nur hinsah und hinhörte: Allein in die Sanderstraße als Würzburgs Fanmeile strömten nach dem Schlusspfiff Polizeischätzungen zufolge zwischen 3000 und 4000 Menschen. Lautstark und feucht-fröhlich wurde gesungen und gegrölt. Erst gegen 2.30 Uhr nachts kehrte dort wieder etwas Ruhe ein. Zahlreiche Autokorsos brachten den Verkehr in der Innenstadt teilweise zum Erliegen. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, spricht aber trotz einiger Rangeleien – in der Petrinistraße schlug ein Hausbewohner einen Fan, der seine Ruhe störte – von einer weitgehend friedlichen Nacht.
Video: Grenzenlose Begeisterung in Würzburg
Größte Public-Viewing-Events waren die Uni-Mensa (laut Polizei rund 1200 Fans) und die proppenvollen Posthallen mit rund 3000 Gästen. Tolle Stimmung herrschte dort schon vor dem Spiel. Leider mischten sich unter die frenetischen Deutschland-Sprechchöre stellenweise auch rechtsradikale Parolen. Sie wurden von der Masse aber schnell übertönt.
Kaum Zeit, in den Posthallen einen Blick auf das Spiel zu werfen, hatte der Sanitätsdienst: 20 Patienten mussten versorgt werden, fünf landeten im Krankenhaus. „Beim Großteil handelte es sich um sturzbedingte Verletzungen. Alkoholvergiftungen hatten wir erfreulicherweise keine zu behandeln“, berichtet BRK-Einsatzleiter Stefan Schwarz. Viel Arbeit gab es auch im übrigen Stadtgebiet. Reserven der BRK-Schelleinsatzgruppe mussten alarmiert werden, um alle Notfälle zu versorgen.
Fußball geschaut und gefiebert wurde freilich nicht nur bei den großen Events, sondern in unzähligen Gaststätten und Sportheimen. Bei den Freien Turnern zum Beispiel. In der Mergentheimer Straße hatten sich rund 50 Fans vor der Großbildleinwand eingefunden und jubelten mit der deutschen Mannschaft: „Oh, wie ist das schöööön...“ Wirt Burkhard Pechtl freut sich schon aufs Halbfinale und hofft, dass erneut so viele Fußballfreunde vorbeischauen.
Würzburgs Medienschaffende waren derweil von Bischof Friedhelm Hofmann zum Grillen eingeladen. Je näher der Anpfiff des Portugal-Spiels rückte, desto nervöser blickten die Journalisten auf die Uhr, schließlich erlaubte der Hausherr allenfalls ein Radio im Bischofsgarten und eine TV-Übertragung im benachbarten Medienhaus. Dabei hatten sich viele Kollegen schon auf gemeinsames Fernsehschauen mit Vertretern der Kirche gefreut. Ob die wohl für unsere Elf beten? Oder laut fluchen, wenn unsere Jungs Chancen vergeigt? Fragen, die an diesem Abend unbeantwortet blieben. So schlichen sich viele Fußball-Fans unter den Journalisten ins Getümmel davon.