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ROHRBACH: Anfangs nur Bildstock mit Opferkasten

ROHRBACH

Anfangs nur Bildstock mit Opferkasten

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    Eindruck über die Gestaltung: Das Innere der Kreuzkapelle bei Rohrbach gibt heute einen Eindruck über die Gestaltung in der Zeit von 1868 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wieder – mit Stilelementen des Historismus.
    Eindruck über die Gestaltung: Das Innere der Kreuzkapelle bei Rohrbach gibt heute einen Eindruck über die Gestaltung in der Zeit von 1868 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wieder – mit Stilelementen des Historismus. Foto: Foto: josef Riedmann

    Seit 300 Jahren grüßt das kleine Kirchlein auf dem Eichelberg nordwestlich von Rohrbach auf der idyllischen Waldlichtung – flankiert von mächtigen Lindenbäumen – Wallfahrer, Wanderer und Besucher. Im Rahmen eines Waldfestes der Rohrbacher Feuerwehr feiert die Pfarrgemeinde Rohrbach gemeinsam mit den Kreuzbergwallfahrern der Kreuzbruderschaft Karlstadt am Sonntag, 17. Juni, dieses Jubiläum.

    Den Festgottesdienst um 10.30 Uhr vor der Kreuzkapelle wird Dekan Leo Brand zusammen mit Pfarrer Stefan Eirich zelebrieren. Die Gambacher Musikanten umrahmen den Gottesdienst musikalisch. Im Anschluss an die Messfeier bietet die Feuerwehr beim Waldfest auch eine Mittagsverpflegung der Gottesdienstbesucher an. Zur Geschichte der Kreuzkapelle wird eine kleine Ausstellung zu sehen sein.

    Das Erbauungsjahr der Kapelle 1712 ist nicht durch einen Stiftungsbrief oder eine Schenkung zu belegen. Dem Bericht des Dechant-Pfarrers Johannes Mathäus Gros von Zellingen vom 16. Februar 1769 an den Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim ist zu entnehmen: „Die dortige creutz-Kapellen, welche die gemeind (Rohrbach) aus eigenen ihren Mitteln und auf gemeinem grund und boden anno 1712 aufgericht und bis anherr in bäulichem stand erhalden, ist durch deren ihren herren geäußerte Wohltätigkeit und opfer-geschenk dergestalt bemittelt worden, dass sie zur Pfarrei-Stiftung aus dem Überfluß ihrer mittel ein beträchtliches Quantum bey zu tragen im stand sey.“

    Finanzmittel beisteuern

    Mit diesem Schreiben sollte der fürstbischöflichen Verwaltung verdeutlicht werden, dass die Kapellenstiftung zur Kirchenstiftung, zum Neubau der Pfarrkirche (1778) und als Grundstock zur Gründung der Pfarrei Rohrbach (1800) Finanzmittel beisteuern könnte. Über die Baugeschichte der Kreuzkapelle gibt ein Bericht des Schultheiß Michel Breitenbach aus Rohrbach von 1816 an das königliche Landgericht in Karlstadt einige Hinweise: „Anfangs war dort, wo die Kapelle steht, nur ein Bildstock mit einem Opferkasten, der nach mündlichen Überlieferungen den ältesten Einwohnern der Gemeinde gehörte. Mit der Zeit vermehrte sich das Vermögen der Kapellen-Stiftung teils durch Opfergaben, teils durch die Abzinsen, die meistens durch die hiesigen Ortsbewohner entrichtet wurden. Endlich wurde die Kreuzkapelle mit nicht geringer Last der Gemeinde, welche alle dazugehörigen Materialien nebst dem Wasser auf den Berg, wo sie steht, ohnentgeldlich herbeiführte, erbauet und eben dadurch hat die Gemeinde der Stiftung zu ihrem itzigen Wohlstande beigetragen.“

    Grund dieses Schreibens war ein Antrag der Gemeinde Rohrbach über das Königliche Landgericht an die Kapellenstiftung um Schenkung eines Restdarlehens. Die Kapellenstiftung hatte der Gemeinde zum Bau eines neuen Schulhauses 1140 Gulden zinslos geliehen und der Baubericht sollte als Rechtfertigung für den Erlass der Restschuld von 744 Gulden dienen.

    Zu dem erwähnten Bildstock wird eine Sage erzählt. Ein Schäfer aus Urspringen fand an diesem Ort seine Herde wieder, die sich während eines Gewitters zerstreut hatte. Hier errichtete er einen in seiner Not gelobten Bildstock. Die Kapelle liegt an einer Wegkreuzung von in früheren Jahrhunderten wichtigen Höhenwegen. Wanderer, Fuhrleute, Leinreiter haben wohl Spenden in den Opferkasten am Bildstock gegeben, sodass mit dem angesammelten Kapital im Jahr 1712 die Kapelle erbaut und eine Kapellenstiftung errichtet werden konnte.

    Ausdrucksvolle Pieta

    Baubefunde lassen den Schluss zu, dass die Kapelle zunächst eine nach Westen offene Halle gewesen ist, die jedoch bald geschlossen wurde. Die ursprüngliche Innenausstattung mit einer ausdrucksvollen Pieta um1490, zwei Bischofsfiguren der Heiligen Kilian und Burkard aus der Werkstatt Tilman Riemenschneiders um 1520, des Hl. Valentin und des Hl. Wendelin könnten nach 1789 aus der Pfarrkirche hierher gekommen sein, nachdem in der neu gebauten Dorfkirche Johann Peter Wagner seine Altäre aufgerichtet hatte.

    Mitte des 19. Jahrhunderts entstand um die Pieta ein Wallfahrtskult, wie Votivtafeln von 1849 bis 1866 von Stiftern aus Wiesenfeld, Mühlbach und Steinfeld vermuten lassen.

    Ab 1868 wurde die barocke Kapelle im Stil des Historismus ausgestattet und mit Schablonenmalerei verziert. Die Wandmalerei mit Steinquadern, Säulen, Deckenfries und einem Wandteppich war Mitte des 20. Jahrhunderts weiß übermalt worden. Bei der letzten Innenrenovierung 2002/03 entschloss sich die Kirchenverwaltung, das Kirchlein wieder in der Kunstrichtung des Historismus zu präsentieren.

    Darlehen ausgegeben

    Die Kreuzkapellenstiftung war mehr als zwei Jahrhunderte finanziell sehr gut ausgestattet. Sie konnte wie eine Bank Darlehen gegen Zinsen ausgeben. Dieser Kapitalstock ging jedoch bei der Inflationen 1923 und der Währungsreform 1948 weitgehend verloren. Die rechtlich noch bestehende Kapellenstiftung ist inzwischen in der Kirchenstiftung Rohrbach aufgegangen.

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