Der Abriss der alten Umweltstation in der Zeller Straße ist schon länger geplant und seit gut einem Jahr beschlossen. Doch das wollen die ÖDP-Stadträte Raimund Binder und Heinz Braun sowie CSU-Ratsmitglied Willi Dürrnagel jetzt verhindern. Sie beantragen den Erhalt des ehemaligen Torwächterhauses beziehungsweise dessen Nachbau am Zeller Tor. Doch die Stadtverwaltung ist dagegen. Sie schlägt den Stadträten vor, den Antrag, der auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung an diesem Donnerstag steht, abzulehnen.
Warum das von der Verwaltung als marode eingestufte Gebäude erhalten bleiben soll? "Es bildet mit dem Zeller Tor und dem äußeren Wachthaus ein Gesamtensemble der barocken Würzburger Stadtbefestigung und ist unbedingt erhaltenswert", begründen die drei Stadträte ihr Anliegen. Unterstützung bekommen sie dabei von Stadtheimatpfleger Hans Steidle. Dieser erinnert in seiner Stellungnahme daran, dass das frühere Torwächterhaus vor knapp 20 Jahren schon einmal abgerissen werden sollte - und das aus dem gleichen Grund wie jetzt: es sollte Platz machen für Parkplätze. Dem ersten Abriss-Versuch folgte die Umwandlung des Hauses zur Umweltstation.
Steidle: Ein Teil Alt-Würzburgs würde beseitigt
Auch wenn das Haus - nach aktuellen Erkenntnissen laut Steidle wohl ein "historisierender Wiederaufbau" des alten Torwächterhauses nach 1945 - kein Denkmal ist, hält es der Stadtheimatpfleger für erhaltenswert. Alleine schon wegen des Stadtbildes: "In der gegenwärtigen Situation stellt der stadtseitige Bereich des Zeller Tors ein pittoreskes Motiv und Ensemble dar. Das Torwächterhaus steht integriert in die Ecke nordöstlich des Tors, strukturiert eine gestaffelte Räumlichkeit und bildet zusammen mit dem gepflasterten Platz und den Bäumen eine Einheit, die wie aus früherer, entschleunigter Zeit erhalten wirkt", schreibt Steidle - und fügt hinzu: "Mit dem Abriss würde ein Teil Alt-Würzburgs, der sich auch nach dem Wiederaufbau erhalten hat, beseitigt."
Stadtverwaltung: Fläche wird für Parkplätze benötigt
Genau das aber sieht die Planung vor, die die Stadtverwaltung verteidigt. So führt sie in ihrer Begründung in der Sitzungsvorlage unter anderem an, dass das Gebäude in früher Nachkriegszeit "weitgehend neu und in abgewandelter Gestalt" vom Original errichtet wurde. handle sich offensichtlich nicht um ein historisches oder historisierendes Gebäude.
Zudem weise das Haus zahlreiche bauliche Schäden und Mängel auf, deren Sanierung erhebliche Kosten verursachen würde. Und nicht zuletzt würde die Fläche für Parkplätze benötigt. 69 Stellplätze müssten für die derzeit in der Nachbarschaft enstehende neue Umweltstation und das neue Nautiland-Bad zur Verfügung stehen. Und dafür brauche man eine Teilfläche der alten Umweltstation. Eine Änderung dieses Konzeptes würde zudem Mehrkosten verursachen, so der Einwand der Verwaltung.
Die Antragsteller: Das Geld für den Abriss lieber in die Sanierung stecken
Dem entgegnen die Stadträte Binder, Braun und Dürrnagel, dass der Abriss des Hauses und der Bau von nur wenigen Parkplätzen an dieser Stelle ebenfalls viel Geld koste. Dieses könne man einsparen und für die Sanierung des Gebäudes verwenden. Dieses solle die Stadt dann in Erbpacht vergeben oder zu einem symbolischen Preis verkaufen - mit der Auflage, es zu erhalten und für soziale und kulturelle Zwecke zu nutzen.
Für eine solche Nutzung der alten Umweltstation kämpfte - erfolglos - schon die Initiative für ein soziokulturelles Zentrumunter dem Motto "Freiräume statt Parkplätze." Und Florian Evenbye vom AK Denkmalschutz signalisierte bei der Stadt schon Kaufinteresse - "da mich die immer schneller fortschreitende Zerstörung des historischen Würzburg betrübt".