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Thüngersheim: Vom "Thüngersheimer Schlüssel" und "Dreimärkern"

Thüngersheim

Vom "Thüngersheimer Schlüssel" und "Dreimärkern"

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    Ein Grenzstein mitten auf dem alten Fußballplatz von Thüngersheim, darauf wies Feldgeschworenenobmann Thomas Schwab beim Grenzgang hin.
    Ein Grenzstein mitten auf dem alten Fußballplatz von Thüngersheim, darauf wies Feldgeschworenenobmann Thomas Schwab beim Grenzgang hin. Foto: Matthias Ernst

    Mit einer Morgenandacht begann der Grenzgang der "Siebener" zu früher Stunde in Thüngersheim. Getreu dem Motto: "Tue Recht, fürchte Gott und scheue Niemand" agieren die Feldgeschworenen seit über 500 Jahren ehrenamtlich zum Schutz der Allgemeinheit. In früheren Jahrhunderten waren sie die Wächter der Gemeindegrenzen, doch auch in der heutigen digitalen Welt sind sie aus dem Alltag nicht wegzudenken.

    Ihre Ortskenntnis ist unverzichtbar. Thomas Schwab, Feldgeschworenenobmann aus Thüngersheim, berichtete von mehreren Episoden, bei denen das Vermessungsamt nur dank der Hilfe der Siebener die exakte Lage der Grenzsteine feststellen konnte.

    Grenze in der Mitte des Main

    Das Besondere an den Außengrenzen von Thüngersheim sind nicht die Landgrenzen, die sich auf rund zwölf Kilometer erstrecken, sondern die Wassergrenze auf dem Main. Früher, so berichtete Schwab, gehörte der gesamte Main innerhalb der Gemarkungsgrenzen zu Thüngersheim. Die Grenzsteine lagen alle auf linksmainischem Gebiet. Erst mit der Ernennung des Mains zur Bundeswasserstraße wurde die Grenze in die Mitte des Mains verlegt.

    Auch die Flurbereinigung Ende der 1980er Jahre hatte Auswirkungen auf die Gemeindegrenzen. Früher lagen viele Äcker mitten im Grenzgebiet, also zwischen zwei Gemeinden. Mit der Flurbereinigung wurde die Mehrzahl der Grenzen auf Feldwege oder öffentliche Erschließungsstraßen gelegt.

    Um keinen Wanderer zu überfordern wurde die Grenzwanderung vor mehreren Jahren geteilt: Immer im Wechsel wird zur Nordgrenze Richtung Retzbach oder zur Südgrenze nach Veitshöchheim mit interessierten Einwohnern gewandert.

    In diesem Jahr stand die Nordwanderung an und die mitlaufenden Bürger waren alle überrascht, wie weit sich Thüngersheim ausdehnt. Es gibt insgesamt drei Gemarkungsgrenzen, die an drei Punkten aneinander stoßen. Zweimal handelt es sich um eine Grenze mit Retzstadt, einmal mit Retzbach und Güntersleben, einmal mit Güntersleben und Veitshöchheim. Diese "Dreimärker" sind ein ganz besonderes Kleindenkmal und werden entsprechend gepflegt.

    Weinprinzessin "staucht" Grenzstein

    Dazu gehört auch das regelmäßige Stauchen des Grenzsteins, um ihn wieder geradezurichten. Hierzu nahmen in diesem Jahr zwei Siebener die amtierende Weinprinzessin Charlotte Stephan zu Hilfe. Dreimal wurde sie auf den Stein gestaucht, dann stand er wieder gerade. Das soll Glück bringen und den Stein vor Entfernung schützen.

    Weiter ging es zum "Thüngersheimer Schlüssel". Dort verläuft die Grenze im Wald noch im Zickzack, ganz so wie vor vielen Jahrhunderten. Eigentlich hätte auch dieser Bereich bereinigt werden sollen, doch auf Bitte der Thüngersheimer Siebener wurde dieses Stück von der Flurbereinigung nicht neu geordnet. Eine weitere Besonderheit ist der Grenzstein mitten in einer Wiese, die als erster Fußballplatz Thüngersheim in den Geschichtsbüchern steht. Wie die Vorfahren damals auf dem Acker überhaupt spielen konnten, beschäftigte die Teilnehmer der Wanderung beim Abstieg ins Tal.

    Sie nahmen viele neue Informationen über ihre Heimatgemeinde mit, auch, dass die Gemarkung Thüngersheim bis zum Parkplatz an der Staatsstraße reicht. Noch mehr konnte man allerdings erfahren, wenn man beim Grenzgang-Quiz mitmachte. Obmann Schwab hatte acht Fragen vorbereitet und bei der Beantwortung half man sich gegenseitig. So wurde der Lerneffekt verstärkt und es entstand ein regelrechter Wettbewerb. 

    Weinprinzessin Charlotte Stephan wurde von zwei Feldgeschworenen auf einem Grenzstein "gestaucht", damit dieser wieder gerade steht.
    Weinprinzessin Charlotte Stephan wurde von zwei Feldgeschworenen auf einem Grenzstein "gestaucht", damit dieser wieder gerade steht. Foto: Matthias Ernst
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