Buchvogelherd, Dachsbau, Kleelein und Sauloch – sind nur einige der alten Flurbezeichnungen, die auf einer eigens erstellten Karte der Hettstadter Gemarkung zu finden sind. Die Karte bewahrt nicht nur die alten Schlagnamen, sie macht vor allem die Blüh- und Öko-Kontoflächen der Gemeinde und der beteiligten Landwirte sichtbar und veranschaulicht die erfolgreiche Zusammenarbeit des Hettstadter „Runden Tisches“.
Anlässlich des Internationalen Tages zur Erhaltung der Artenvielfalt lud die Gemeinde Hettstadt die Bevölkerung ein, mehr über die neu angelegten Strukturen in der Flur zu erfahren, aber auch, um heikle Punkte zu diskutieren. Mitveranstalter waren das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken, vertreten durch Baudirektor Otto Waldmann sowie die Öko-Modellregion Waldsassengau.
Landschaftselemente verbinden
Die rund 50 Interessierten wurden von Gemeinderatsmitglied und Umweltbeauftragten Klaus Gottschlich während der Wanderung zu ausgewählten Orten rund um Hettstadt geführt. Fachwissen steuerte Biologin Dr. Marion Betz bei. Die Herausforderung bei Blühflächen bestehe unter anderem darin, sie mit anderen Landschaftselementen zu verbinden, um eine Vernetzung der Strukturen zu erreichen. Dass Blühflächen nach spätestens fünf Jahren aus förderrechtlichen Gründen umgebrochen werden müssten, stieß bei den Anwesenden auf wenig Verständnis. Hier warb Klaus Gottschlich dafür, flexibler vorgehen zu können.
Ein weiteres Thema waren die in den 70er Jahren angelegten Windschutzhecken. Nachdem damals große Teile der Hettstadter Streuobstbestände mit öffentlicher Förderung gerodet wurden, sollten die Hecken wieder für etwas Struktur und Windschutz sorgen. Sehr schmal angelegt und flankiert durch landwirtschaftliche Wege, gestaltet sich ihre Pflege heute arbeitsaufwändig und kostspielig. Ihrem ökologischen Nutzen als Landschaftselement werden sie aufgrund der geringen Breite ebenfalls kaum gerecht. Hier wurde der Wunsch geäußert, mit dem Landschaftspflegeverband Lösungen zu erarbeiten. Die Geschäftsführerin des LPV Würzburg, Madeleine Königer, sagte ihre Unterstützung zu.
Konzept einer Baumwiese vorgestellt
Bürgermeisterin Andrea Rothenbucher erläuterte das Konzept einer neu angelegten Baumwiese, die jährlich um den aktuellen „Baum des Jahres“ seit 1989 erweitert wird. Allianzsprecher Hans Fiederling brachte bei der Gelegenheit die Sprache auf den dort stark verbreiteten Neophyten. Die Pflanze verdränge konkurrenzstark die einheimische Flora und sei einzudämmen.
In den angrenzenden Waldstücken Tännig und Kleelein ließ die Gemeinde Hettstadt 50 alte Bäume zunächst für 20 Jahre aus der Nutzung nehmen. Insgesamt wurden damit bereits rund 120 ökologische Trittste ine geschaffen. Försterin Valerie Kantelberg steuerte einen Exkurs in die Geschichte des Waldes in Mitteleuropa bei.
Von: Jochen Diener, Projektmanager Öko-Modellregion Waldsassengau im Würzburger Westen