Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

Zeubelried: Linsenspitzerfest: Warum nach 38 Jahren Schluss ist

Zeubelried

Linsenspitzerfest: Warum nach 38 Jahren Schluss ist

    • |
    • |
    Im Festreigen der Region war das Zeubelrieder Linsenspitzerfest 38 Jahre lang etwas Besonderes. Jetzt hat der Festausschuss entschieden aufzuhören. Unser Archivbild entstand 2006.
    Im Festreigen der Region war das Zeubelrieder Linsenspitzerfest 38 Jahre lang etwas Besonderes. Jetzt hat der Festausschuss entschieden aufzuhören. Unser Archivbild entstand 2006. Foto: Gerhard Meißner

    An jedem dritten Wochenende im August beim Linsenspitzerfest wurde Zeubelried zum heimlichen Mittelpunkt der Region. Nach 38 Jahren ist damit nun Schluss. Die Festgemeinschaft hat es so entschieden. Das Fest ist den 160 Einwohnern im kleinsten Ochsenfurter Ortsteil mit den Jahren buchstäblich über den Kopf gewachsen.

    Eines schickt Luitpold Bissinger, Vorsitzender von Feuerwehr und Musikkapelle,  voraus: "Es hat keinen Krach gegeben, wie das normalerweise ist, wenn ein Fest abgesagt wird." Im Gegenteil: Die Dorfgemeinschaft war stolz auf das Linsenspitzerfest. Mitzuhelfen war Ehrensache, auch für diejenigen, die keinem Verein angehörten. "Es liegt auch nicht daran, dass die Leute keine Lust mehr haben", sagt Ludwig Wahler, der lange Zeit dem Festausschuss angehörte. Aber er schränkt ein: "Wenn uns nicht Freunde und Bekannte von auswärts unterstützt hätten, hätten wir das schon längst nicht mehr stemmen können."

    "Wenn uns nicht Freunde und Bekannte von auswärts unterstützt hätten, hätten wir das schon längst nicht mehr stemmen können."

    Ludwig Wahler. Mitglied im Festausschuss

    Bissinger und Wahler, inzwischen beide im Ruhestand, zählen gewissermaßen zu den Gründungsmitgliedern des Linsenspitzerfest. Damals 1981 haben sich die Burschen in Zeubelried überlegt, wie es gelingen kann, mit einem originellen Fest auf das kleine Dorf abseits der Durchgangsstraßen aufmerksam zu machen. Es sollte ein Dorffest werden, das es bis dahin so nicht gegeben hat. Den Namen leiteten sie aus dem Spitzennamen "Linsenspitzer" ab, der fortan fast als Ehrentitel galt. Damit war auch das Markenzeichen des Fests gefunden - ein deftiger Linseneintopf, angeblich nach Geheimrezept zubereitet, um den die Besucher Jahr für Jahr Schlange standen.

    Tagelange Vorbereitungen

    Tage vor den beiden Festtagen waren die Frauen aus Zeubelried mit dem Backen von Dreschmaschinenblootz, dem Verzieren von allerlei Kuchen und Torten und der Vorbereitung des Kirchweihbratens beschäftigt. Alles, was über die Theke ging, war hausgemacht. Nach dem Festaufbau standen die Männer, so sie nicht zu den Musikern gehörten, hinter den Theken oder stellten den Nachschub sicher. Etliche haben Urlaubstage fürs Linsenspitzerfest geopfert.

    Zwei Tage lang haben die Zeubelrieder ihre "Lindenstraße" kurzerhand in "Linsenstraße" umbenannt.
    Zwei Tage lang haben die Zeubelrieder ihre "Lindenstraße" kurzerhand in "Linsenstraße" umbenannt. Foto: Uschi Merten

    Für "Die Zeubelrieder", als Stimmungskapelle weithin bekannt, war das Heimspiel der Saisonhöhepunkt. Vor allem die jüngeren Festbesucher freuten sich auf ein ausgelassenes Fest, das oft erst am frühen Morgen endete. Wessen Schlaf hätte man auch stören wollen, wenn eh die meisten Zeubelrieder noch auf den Beinen waren. 

    120 Helfer im Einsatz

    Rund 120 Helfer waren nötig, um das Fest zu stemmen. Sie zu finden, wurde Jahr für Jahr zu einem größeren Kraftakt. "In seiner jetzigen Form ist das Linsenspitzerfest trotz des enormen Einsatzes der Helfer einfach nicht mehr zu stemmen", sagt Luitpold Bissinger deshalb und will vermeiden, dass am Ende die Dorfgemeinschaft Schaden nimmt. "Bevor es so weit kommt, dass es wirklich Krach gibt, soll man aufhören", so Bissinger.

    "Es gehört auch Mut dazu, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören - das Schöne stirbt an sich selber."

    Luitpold Bissinger, Vorsitzender von Musikkapelle und Feuerwehr

    Überlegungen, das Linsenspitzerfest in abgespeckter Form zu retten, gab es. Durch ein einfacheres und kleineres Angebot etwa oder durch die Unterstützung durch einen professionellen Caterer. "Das hätte den Charakter des Linsenspitzerfest total verändert", sagt Bissinger, "und unser Anspruch war es immer, unseren Gästen ein außergewöhnliches und schönes Fest zu bieten." "Manche haben vorgeschlagen, das Fest nur alle zwei Jahre zu machen", meint Ludwig Wahler, "aber das hätte das Problem auch nicht gelöst."

    Schließlich sei man sich einig gewesen, einen Schlussstrich unter das Linsenspitzerfest zu ziehen. "Es ist traurig, weil es eine Bedeutung für Zeubelried gehabt hat und Teil der Dorfgeschichte geworden ist", sagt Bissinger und fügt philosophisch hinzu: "Es gehört auch Mut dazu, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören - das Schöne stirbt an sich selber."

    Vertrauen in die junge Generation

    Das Vertrauen der beiden liegt nun bei den Jüngeren in Zeubelried. Die hätten sich vorgenommen, ein neues Fest ins Leben zu rufen. "Unsere Jungen sind topfit, wir haben ein Riesenglück, dass die da voll mit reingegangen sind", sagt Wahler. Noch gibt es dazu nur Überlegungen, die frühestens im kommenden Jahr Wirklichkeit werden können. Auch Luitpold Bissinger kennt noch keine Details. "Nur eines ist definitiv: In der Größe wie das Linsenspitzerfest sicher nicht mehr. Sonst hätten wir gleich weitermachen können."

    Dass der nächsten Generation etwas Passendes einfällt, da ist der Vorsitzende von Feuerwehr und Musikkapelle ganz zuversichtlich: "Es soll auf jeden Fall wieder etwas sein, was viele Jahre funktioniert."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden