Seit 1991 zeichnet die Würzburg-SPD regelmäßig Personen und Organisationen aus, die sich zum Wohl der Stadt einsetzen. In diesem Jahr ging die Georg-Sittig-Medaille an die Frauenhäuser der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Sozialdienstes Katholischer Frauen, an Rechtsanwalt Chan-Jo Jun und an den Filmemacher Steffen Boseckert.
Die Auszeichnung geht zurück auf "einen der profiliertesten Nachkriegs-Politiker, die die Würzburger SPD hervorgebracht hat", erläuterte die SPD-Vorsitzende Freya Altenhöner. Sittig wurde 1929 zum ersten Mal in den Stadtrat gewählt, war ab 1930 Parteisekretär und wurde nach 1933 mehrmals von den Nationalsozialisten inhaftiert. Als Personalreferent und 2. Bürgermeister Würzburgs war er ab Juni 1945 wesentlich am Wiederaufbau der zerstörten Stadt beteiligt und wurde später in den Bayerischen Landtag gewählt. "Er ist allen Widrigkeiten nicht müde, sich für die Menschen einzusetzen", so Altenhöner.
Kerstin Westphal: Die Politik müsse handeln
Diesen Einsatz würden auch auch die Mitarbeiterinnen der beiden Würzburger Frauenhäuser jeden Tag zeigen: "Frauenhäuser sind Orte der Zuflucht und Schutzräume für Frauen", betonte die SPD-OB-Kandidatin Kerstin Westphal. In ganz Unterfranken gibt es 35 Plätze für Frauen, die vor Gewalt durch ihre Lebenspartner fliehen und Schutz suchen müssen, in den beiden Würzburger Häusern sind es gerade mal zwölf.
"Das ist viel zu wenig, denn die Gewalt gegen Frauen ist nicht weniger geworden", so Westphal. Angesichts einer Zahl von 147 Frauen, die im vergangenen Jahr in Deutschland von ihren Lebenspartnern getötet wurden, weil sie keinen Platz in einem Frauenhaus gefunden haben, müsse die Politik handeln: "Die finanzielle Ausstattung für Frauenhäuser muss bundesweit besser werden", forderte die ehemalige Europa-Parlamentarierin.
Die Auszeichnung nehme Jun als Ansporn und Motivation
Der Würzburger Rechtsanwalt Chan-Jo Jun, Spezialist für IT- und Wirtschaftsrecht, ist in den vergangenen Jahren durch seinen Kampf gegen Hetze und Hasskommentare auf Social-Media-Plattformen wie Facebook bundesweit bekannt geworden. "Der Kampf David gegen Goliath erfordert Mut. Durch das Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zur Volksverhetzung hat er einen Stein ins Rollen gebracht, der Facebook gar nicht passt, aber für die Gesellschaft um so wertvoller ist", betonte der Würzburger Juso-Vorsitzende Andre Fleck.
Die Auszeichnung nehme er als Ansporn und Motivation, um weiterzumachen, sagte Jun. Welche Folgen der Kampf gegen Großkonzerne haben kann, erläuterte er in wenigen Sätzen: "Es ist sehr erfrischend hier zu sein und keine Morddrohungen zu bekommen", so der 45-jährige Jurist: "Es gibt nämlich durchaus auch diejenigen die mir sagen: 'Lass Facebook in Ruhe oder es gibt Tote'."
Boseckert hat 2014 den Würzburger Preis für junge Kultur erhalten
Auch Filmemacher, Regisseur, Produzent und Kameramann Steffen Boseckert habe sich durch sein gesellschaftliches Engagement eine Georg-Sittig-Medaille verdient. "Er macht Filme, die berühren, die nachdenklich machen, die ans Herz gehen. Viele davon haben auch eine politische Dimension", sagte der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Alexander Kolbow. Unter anderem hat Boseckert einen viel beachteten Kurzfilm mit Flüchtlingskindern der Mönchbergschule gedreht, die zusammen die Europa-Hymne singen.
"Ich hoffe, dass noch viele gute Filmemacher den Menschen ein Gesicht geben. Vielleicht kann auf diesem Weg der eine oder andere AfD-Wähler auf eine neue Idee gebracht werden", sagte Boseckert. 2014 hat er den Würzburger Preis für junge Kultur erhalten, die Auszeichnung der SPD gab es jetzt "für die politischen Werte, die er in seinen Filmen transportiert. Wir erkennen darin unsere Werte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität", betonte Kolbow.