Seit kurzem ist Höchberg um eine Attraktion reicher: einen öffentlich zugänglichen Bücherschrank. Noch steht das gute Teil auf einem Privatgrundstück in der Via Bastia, doch wenn es nach dem Willen des Höchberger Verschönerungsvereins geht, soll er schon bald auf öffentlichem Grund stehen. Hierfür hat man bei der Gemeindeverwaltung einen entsprechenden Antrag gestellt und vier mögliche Standorte vorgeschlagen. Nun muss sich der Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen mit dem Thema befassen.
Tauschprinzip
Gebaut hat den Bücherschrank Jona Gerhard im Rahmen seiner Jahresarbeit für die Montessori-Schule. Das Prinzip eines offenen Bücherschrankes ist relativ einfach. Jeder, der möchte, kann sich ein Buch aus dem Schrank mitnehmen und stellt dafür nach Möglichkeit ein anderes hinein. So wird der Bücherschrank immer mit neuem Lesestoff gefüllt. Größere Städte haben solche Bücherschränke schon länger, aber auch bei uns in der Region stehen schon einige, beispielsweise in Waldbüttelbrunn, Veitshöchheim oder Wittighausen.
Zuerst, so Jona Gerhard, dachte er an eine alte Telefonzelle, die er umbauen wollte. Am Hexenbruch hatte die Deutsche Telekom noch eine stehen und wollte sie abmontieren lassen. Doch so einfach war das nicht. Die Telefonzellen werden jeweils von einer Fachfirma abgebaut und dann zentral auf eine Lagerfläche in der Nähe von Berlin gebracht. Dort kann man sie dann käuflich erwerben und abtransportieren lassen, erfuhr er. Diese Variante fiel also schon mal aus finanziellen Gesichtspunkten für den Höchberger Bücherschrank aus. Zum Glück fand sich eine andere Lösung.
Alter Serverschrank
In der Firma von Jonas Vater wurden einige Serverschränke aussortiert und für den Schrottplatz vorgesehen. Hier sah Jona seine Stunde gekommen und er fragte an, ob er nicht so einen Schrank bekommen könnte. Dafür gab es grünes Licht und so stand plötzlich ein alter Schrank bei Familie Gerhard im Garten.
Jona machte sich gleich ans Planen und zusammen mit seinem Opa baute er den Schrank um, damit er auch im Freien stehen kann. Aus Buchenholz wurden innen Regale eingezogen und auch an eine Beleuchtungseinrichtung wurde gedacht. Die soll bei entsprechendem Standort dann mit einer Solarzelle und Pufferbatterie betrieben werden, wenn der Gemeinderat grünes Licht gibt. So kann man auch nachts sehen, wenn sich jemand ein Buch herausnimmt oder hineinstellt. Das trage zur Sicherheit bei, argumentiert der Schüler.
Um das Angebot des offenen Bücherschrankes schon jetzt nutzen zu können, steht er derzeit auf dem Vorplatz des Grundstücks von Familie Gerhard. Anfangs war der Schrank noch total leer, erinnert sich Jona Gerhard. Doch die Nachbarn haben ihn schnell gefüllt und so für Abwechslung gesorgt.
Gut gefüllt
Mittlerweile ist der Schrank gut gefüllt und vor allem viele Gassi-Gänger nutzen die Möglichkeit, sich beim Spaziergang mit ihrem Hund mit neuem Lesestoff zu versorgen. Dabei sind alle Arten von Büchern vertreten. Egal ob Krimi, Sachbuch oder Gedichtband, da ist für jeden Nutzer etwas dabei. Und wenn man sich dann noch an die Regel hält, für jedes entnommene Buch ein neues hineinzustellen, dann hat der Bücherschrank seinen Zweck erfüllt.
Nun ist Jona schon ganz gespannt, auf welchem öffentlichen Grund der von ihm gebaute Schrank endgültig stehen wird. Er dankt dem Höchberger Verschönerungsverein für die finazielle Unterstützung.
In Höchberg ist das Prinzip des offenen Büchertauschens nicht neu. Auch in der Pfarrei St. Norbert steht ein Regal, an dem man sich Bücher ausleihen kann und dafür ein anderes Buch zurückbringt, so Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gudrun Walther. Und weiteren Lesestoff gibt es natürlich in der Höchberg Bibliothek mit ihren Tausenden von Medien.