In Theilheim sind Grabeinfassungen unzulässig. Es werden aber immer mehr. Der Gemeinderat sah sich im Zugzwang. Als der neue Friedhof in den 1970er Jahren am südlichen Orts- und Waldrand entstand, sollte es ein Waldfriedhof werden. In der Friedhofssatzung ist deshalb festgelegt, dass Grabeinfassungen jeglicher Art unzulässig sind – mit Ausnahme bei den Urnenreihengräbern. Für die gärtnerische Gestaltung gilt, dass die Grabfelder als Rasenfläche angelegt werden, für deren Unterhalt die Gemeinde sorgt. Bis zu 1,40 Meter an den Grabstein angrenzend darf bepflanzt werden. Das für die Gegend eher ungewöhnliche Konzept trägt eine vom Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege 1977 vergebene Plakette "Der grüne Friedhof".
Doch mehr als ein Dutzend Gräber sind inzwischen gefasst, zumeist mit Metallleisten, aber auch Stein und Kunststoff. Problem Nummer zwei: Zwischen den Gräbern werde oft der Abstand nicht eingehalten. 20 Zentimeter sollen es laut Satzung sein. Das Gleiche gilt für die maximale Höhe der Bepflanzung. Grabhügel sind nicht gestattet.
103 Fragebögen
Um ein breites Meinungsbild zu bekommen, hatte sich der Bauausschuss vor Ort für eine Umfrage über das Mitteilungsblatt entschieden. Dabei hatten sich zwei Drittel für Grabeinfassungen ausgesprochen, allerdings basiert das Stimmungsbild auf nur 103 Fragebögen, die ins Rathaus zurück kamen. Was tun?
Ein gewisses Verständnis, dass die Grabpflege mit Umrandungen einfacher gelingt, konnte Marita Gläßel (SPD) durchaus aufbringen und erklärte, dass Steineinfassungen für sie in Ordnung wären. Metall allerdings würde nicht passen und würde sie ausschließen wollen. Die Diskussion, welche Grabeinfassungen zugelassen werden könnten, wollte der Gemeinderat allerdings gar nicht vertiefen. Dass der Friedhof ausdrücklich als Wald- beziehungsweise Naturfriedhof angelegt worden sei und das grundsätzlich auch funktioniere, hatte Bürgermeister Thomas Herpich mit Blick auf die Mehrheit der Gräber festgehalten. Auch mit Pflanzen ließen sich wirkungsvolle Begrenzungen anlegen.
"Völliger Wildwuchs"
"Die Satzung hätte durchgesetzt werden müssen. Jetzt ist völliger Wildwuchs", verwies Bernd Endres (SPD) auf Versäumnisse der Gemeinde. Zudem sei es für einen Waldfriedhof schon ein Frevel gewesen, die Wege zu pflastern, kritisierte er. Dass Wege und Grabeinfassungen durchaus nicht gleichzusetzen seien, befand dagegen Andreas Elbert (MTG), weil Funktion und Sicherheitsaspekte anders zu bewerten seien. Ganz klar gegen Grabeinfassungen war das Bekenntnis von Reinhold Hofmann (CSU), nicht zuletzt, um des Friedens willen. "Da kriegen wir mehr Streit, als wenn wir gar nichts machen", prophezeite er bei einer Satzungsänderung. Dass die Erde abgeschwemmt werde, sei kein Wunder, wenn jedes Jahr Erde obendrauf komme. Die Gräber würden immer höher. Man müsse eben auch mal Erde wegnehmen, empfahl er als Problemlösung anstelle der Einfassungen.
Sieben Gemeinderatsmitglieder lehnten eine Änderung der Satzung folglich ab. Fünf hätten die Grabeinfassungen zugelassen. Wie der Bürgermeister auf Anfrage mitteilt, wird die Gemeinde die Aufforderung erlassen, die vorhandenen Umrandungen zu entfernen und die Gräber der Satzung entsprechend zu gestalten.