An Deutlichkeit lässt das Ergebnis nichts zu wünschen übrig: Fast zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler haben am Sonntag in der Würzburger OB-Stichwahl Martin Heilig ihre Stimme gegeben. Auf einen solchen Wahlsieg des Kandidaten von Bündnis 90/Die Grünen hätte wohl kaum jemand fünf Euro gewettet, als sich nach dem angekündigten Rücktritt von OB Christian Schuchardt (CDU) das Feld der Nachfolge-Bewerbungen zu sortieren begann. Dieses Ergebnis hat mehrere Gründe, die nicht nur etwas mit Wahlkampfstrategien, sondern auch mit Politikverständnis zu tun haben - und das sowohl bei Heilig als auch bei der unterlegenen Gegenkandidatin Judith Roth-Jörg von der CSU.
Meinung
Im klaren Wahlergebnis der Würzburger OB-Wahl spiegeln sich auch Stil und Politikverständnis

Die Wahlbeteiligung lag diesmal mit 47,4% deutlich höher, als bei den OB-Stichwahlen 2014 (40,5%) und 2008 (41%) und vermutlich auch höher als 2002, 1996 und 1990. Das Ergebnis der Stichwahl ist überaus klar: 30.242 Stimmen und damit 64,8% für Martin Heilig. Vermutlich hat in Würzburg kein OB seit 1990 je diese hohe Stimmzahl erreicht. Deshalb herzlichen Glückwunsch zu dieser demokratisch erfreulichen Entwicklung in Würzburg, zu der Martin Heilig mit einem engagierten und fairen Wahlkampf ganz wesentlich beigetragen hat.
Eine Wahl kann man mit 30% der Wahlberechtigten gewinnen. Wenn der Gegner folgende Fehler macht: 1. Abgrenzung zum Gegner. 2. Den Verdacht der Vetternwirtschaft aufkommen lassen. 3. Der Versuch den Gegner zu defamieren. Dann gehen viele nicht zur Wahl (53 %), was ich ja nicht verstehe oder ist das eine Politikverdrossenheit (kein Vertrauen in die Kommunalpolitik)?
Vielleicht zeigt das Wahlergebnis aber auch vor allem, wie sehr es monopolhaften Lokalmedien gelingt, die Meinungsbildung und in der Konsequenz sogar das Wahlverhalten zu beeinflussen.
Bei einer Wahlbeteiligung unter 50% müsste die Wahl für ungültig erklärt werden. Neuwahl mit anderen Kandidaten!
@Kurt Redelberger Was sind Sie denn für ein Demokrat? Wählen solange bis es Ihnen paßt?
Sehr geehrter Herr Schleicher, Ihre Analyse ist in vielen Punkten sehr zutreffend. Und sie ist auch analytisch geschrieben. Unterm Strich steht, dass Frau Roth Jörg das ganze zu einem großen Teil selbst verkackt hat. Aber nicht zu übersehen ist in meinen Augen die erschreckend niedrige Wahlbeteiligung. Und wenn's darum geht Menschen zu mobilisieren haben das die Grünen und die Anhänger, aber auch, so denke ich, die Studenten schafft sehr gut hingekriegt. Stadt polarisieren wäre vielleicht mobilisieren der wichtige Weg gewesen -sowohl für Frau Jörg, aber auch in der Berichterstattung. Allerdings muss ich trotzdem wie schon mehrfach geäußert, der Mainpost einen großen Anteil am Wahlergebnis zuschreiben. Auch ohne die so genannte Affäre war die Berichterstattung weder neutral noch ausgewogen. Dabei muss der Presse klar sein, dass sie zum einen von den Lesern lebt und zum anderen die Leserschaft unterschiedlichster politischer Couleur ist.
Der Wahlausgang sagt doch folgendes aus: Trotz den Vorwürfen von Frau Roth, die mit Absicht geplant waren und die aufgedeckt wurden, gibt es scheinbar kaum Leser, die darauf reagieren. Der Wahlaufgang ist mit 65:35 kein Erdrutschsieg.
Die 35 % von Frau Roth-Jörg entsprechen nun auch mal nicht mehr als 16,5% aller Wahlberechtigten der Stadt.
https://www.sueddeutsche.de/bayern/csu-martin-heilig-gruene-ob-wahl-wuerzburg-analyse-gruende-li.3255889
Kommt aus den Reihen der Grünen ein sog Nachrücker zum Zug, in dem Moment, in dem Martin Heilig am 1. Juli zum OB vereidigt wird?
Ja. Es wird entlang des Wahlergebnisses von 2020 nachgerückt.
Und das ist gut so. Gespannt bin ich, wie sich das Verhältnis zu Frau Jörg gestaltet.
Die MP könnte für uns alle, die wir im Verwaltungsrecht nicht bewandert sind, darstellen, wie es nun weitergeht wie z. B.: Wer schlägt den 1. Stellvertreter des OB vor? Wer wählt ihn? Judith Roth-Jörg hat ein Referat inne. Wie lange behält sie dies? Bis zu Kommunalwahl im März 2026? Bleibt sie 2. Stellvertreter des OB bis zur Kommunalwahl?
1. Der Stadtrat wählt die Stellvertreter*innen des OB aus seiner Mitte. Das heißt, vorschlagsberechtigt, aber auch wählbar sind alle Mitglieder des Stadtrats. Da Martin Heilig mit Ablauf des 30.06. aus dem Stadtrat ausscheidet, muss anschließend ein Nachfolger gewählt werden. Zu Beginn der Legislatur wurde sich geeinigt, dass die stärkste Fraktion den 2. BGM stellt und die zweitstärkste Fraktion die 3. BGM. Es ist natürlich nicht festgeschrieben, dass das so bleibt, aber auch nicht unwahrscheinlich, dass die Absprache fortbesteht. 2. JRJ bleibt, solange sie nicht zurücktritt, Referatsleiterin und 3. BGM bis zum Ende ihrer Amtszeit. Diese endet wie die Amtszeit des gesamten Stadtrats mit Ablauf des 30.04.2026.
Hallo Herr Stapff, zum weiteren Prozedere folgt in Kürze ein Artikel. Beste Grüße aus der Redaktion, Torsten Schleicher
Jetzt kann Herr OB Heilig noch auf großen Vertrauenszuschuß mit über 60% ausruhen, wie aber wird es in 6 Jahren aussehen, wenn wieder gewählt wird? Jedes Jahr fallen im Herbst die Blätter wieder ab, werden zwar wieder grün, aber so ist der Kreislauf des Lebens. Auch bei Herrn OB Heilig wird es so ein auf und ab geben. Was für Früchte wird er nach 6 Jahren ernten können? Feigen statt Disteln?
Kassandra läßt grüßen ... Auch Sie, Herr Fiederling, können die Zukunft nicht weißsagen. Aber vorsichthalber schon mal: "Ich hab es doch schon gleich gewußt ..."
Der Wahlsieg von Martin Heilig kam nicht überraschend – jedenfalls nicht für Leser der Mainpost. Wer wochenlang auf Kuschelkurs begleitet wird, geht mit medialem Rückenwind ins Rennen. Kritische Fragen? Kaum. Während Heiligs Kampagne bejubelt wurde, machte man aus einer E-Mail der CSU-Kandidatin ein Skandälchen – ganz so, als sei Wahlkampf plötzlich verboten. Der eigentliche Gegner war nicht Heilig, sondern das Klima der Einseitigkeit.
Den Gegner mit Schmutz bewerfen, ist zwar auch irgendwie Wahlkampf, aber dann ist es halt sch***. Noch leben wir nicht unter Trump, wo sowas normal ist. Daher sitzt die Klatsche genau, wo sie hin gehört. Bei der Partei, die immer gerne die moralische Überlegenheit für sich beansprucht. Zum Glück hat die CSU ja den Schuldigen in der Main Post gefunden. Man braucht sich also keine Gedanken zu machen, was man beim nächsten Mal anders machen könnte und es muss auch niemand der Parteibonzen um seine Position fürchten. Schuld sind bei der CSU sowieso immer die anderen. Andererseits, Wenn wir schon beim "hätte, hätte" sind: Hätte JRJ und die geballte Marketing-Inkompetenz dahinter sich nicht dafür entschieden, einfach mal auf den letzten Metern des Wahlkampfs den niederen Trieben freien Lauf zu lassen, hätte die Main Post nichts Negatives zu berichten gehabt.
Die CSU Würzburg machte einen polariserenden Wahlkampf im Stil des Vorsitzenden. Es tut gut zu spüren, dass dies die Mehrheit in dieser Stadt das nicht will. Die will in angenehmer Art zusammenleben, auch mit unterschiedlichen Meinungen. Manche nennen es auch christlich.
Von wegen Mehrheit derStadt! Zur Wahlurne sind etwa 45 % der Wahlberechtigten Würzburgs gegangen.Von diesen 45% haben 65% den Berufschullehrer der Grünen gewählt.Das sind nun mal keine 35 % der wahlfähigen Würzburger. Im Rechnen taten sich die Grünen schon immer schwer.
Diese Art Rechenschwäche ist aber keine Besonderheit der Grünen, oder wie meinte denn die CSU das früher mit ihren 50+x?
Ja, Mathematik kann grausam sein. Im Bund haben nur 23,62 Prozent der wahlfähigen Bevölkerung eine CDU/CSU Regierung gewollt. Das ist nicht mal ein Viertel. Vielleicht trinken Sie sich das Ergebnis besser schön als mit solchen Rechenspielchen zu glänzen.
Sehr guter Beitrag....ich hätte es nicht besser formulieren können....
Weswegen Frau Roths Erstanalyse, dass der Wähler ihr programmatisches Angebot nicht wollte, falsch ist. Der Wähler wollte sie selbst als Person nicht! Und dazu haben gewisse Männer im Hintergrund inklusive ihr eigener kräftigst beigetragen.
Völlig korrekt. So sieht's aus.
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