62 Menschen, Vereine oder Organisationen aus der Stadt haben die Würzburger SPD und ihre Stadtratsfraktion in den vergangenen drei Jahrzehnten für ihren Einsatz zum Wohl der Stadt mit einer Georg-Sittig-Medaille ausgezeichnet. In diesem Jahr wurde die Auszeichnung an den Arbeitskreis Stolpersteine, das WuF-Zentrum und Hermine e.V. verliehen.
Georg Sittig, nach 1933 als Sozialdemokrat mehrmals von den Nationalsozialisten inhaftiert, wäre nach dem 2. Weltkrieg gerne Würzburger Oberbürgermeister geworden. Für die konservative Mehrheit im Stadtrat war ein Sozialdemokrat als Stadtoberhaupt aber undenkbar, erzählte die SPD-Vorsitzende Freya Altenhöner bei der Feierstunde in den Greisinghäusern. Die Sozialdemokraten sind stolz auf Georg Sittig, der sich als städtischer Personalreferent und 2. Bürgermeister um den Wiederaufbau verdient gemacht hat und ab 1950 acht Jahre lang Mitglied des Bayerischen Landtags war.
Auch heute noch ein Ansporn
"Seine Leistungen sind für uns nach wie vor ein Ansporn", betonte Altenhöner. Das gelte besonders in einer Zeit, in der Menschen wieder faschistischen Parolen folgen und Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Ausgezeichnet werden seit 1991 in unregelmäßigen Abständen Menschen und Organisationen, "die auch Georg Sittig stolz machen würden", so die SPD-Vorsitzende.
Dazu gehört zweifelsfrei der Arbeitskreis Stolpersteine, der seit 2006 die Verlegung von inzwischen 663 Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig im Stadtgebiet ehrenamtlich vorbereitet, geplant und organisiert hat. Die im Straßenpflaster eingelassenen Messingplaketten erinnern vor den ehemaligen Wohnhäusern mit Namen und Lebensdaten an Menschen, die von den Nazis verschleppt und ermordet wurden. Die 32. Verlegung mit 18 Stolpersteinen findet am 28. November statt.
Jeder einzelne Stolperstein sei Mahnung und Aufforderung zugleich, so die stellvertretende SPD-Vorsitzende Lore Koerber-Becker: "Lasst uns Hass und Ausgrenzung mutig entgegentreten und eintreten für Offenheit, Vielfalt und Miteinander."
Auch beim 2015 als mobile Flüchtlingshilfe gegründeten Hermine e.V. "wäre Georg Sittig sehr damit einverstanden gewesen, dass wir in seinem Namen diese Medaille überreichen", ist sich Freya Altenhöner sicher. Rund hundert Hermine-Mitglieder sammeln, sortieren und verteilen Kleidung und Hilfsgüter an geflüchtete Menschen in ganz Europa, auch und besonders in den Lagern an den europäischen Außengrenzen.
Begegnungs- und Schutzort
Das Kürzel "Hermine" steht für "Hilfe zur Erstversorgung von Menschen in Not in Europa", wie Samira Löw als Sprecherin des Vereins erläuterte. Wichtigstes Ziel von Hermine sei es, dass die Arbeit des Vereins nicht mehr nötig ist: "Wir fordern eine adäquate Versorgung und die Aufnahme von Menschen auf der Flucht."
Für den Verein WuF – die Abkürzung steht für "Werdet unsere Freunde" - und sein queeres Zentrum am Nigglweg kommt die Auszeichnung im Jubiläumsjahr: Vor 50 Jahren legten zwei schwule Männer mit der Gründung eines Diskussions- und Arbeitskreises den Grundstein für die queere Bewegung in Würzburg. Heute ist das WuF-Zentrum ein Begegnungs- und Schutzort für alle Menschen, die sich der LSTBIQ-Bewegung zugehörig fühlen. Mit der Sittig-Medaille "danken wir stellvertretend allen, die sich in den letzten 50 Jahren in Würzburg für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt stark gemacht haben", sagte Alexander Kolbow, Vorsitzender der Stadtratsfraktion und Landtagskandidat der SPD.