Mächtig in die Zukunft geblickt hat der Bergtheimer Gemeinderat in seiner ersten Sitzung des neuen Jahres. Die Mitglieder diskutierten über mögliche Flächen für Freifeld-Photovoltaikanlagen, eine kommunale Bergtheim-App oder Park & Ride-Plätze zur Förderung des ÖPNV. Es war ein spannender Abend, zu dem mehrere interessierte Bürgerinnen und Bürger in den Sitzungssaal gekommen waren.
Zunächst stellte Markus Schlichting vom Planungsbüro Baurconsult in Haßfurt eine bestens aufbereitete Studie vor. Im Auftrag der Gemeinde hat er sich intensiv mit möglichen Standorten für Freifeld-Photovoltaikanlagen beschäftigt. In allen drei Gemeindeteilen Bergtheim, Dipbach und Opferbaum eruierte er Flächen und nahm zudem das Standortkonzept aus dem Jahr 2010 unter die Lupe.
18 Flächen in elf Bereichen stellte der Stadt- und Raumplaner vor. Er erläuterte anhand von Schaubildern, Kategorien, der Topografie oder Aspekten zum Schutz der Natur, des Wassers, von Bodenschätzen oder Denkmälern deren Vor- und Nachteile. Dass die ganze Gemarkung ein Feldhamstergebiet ist, die Wiesenweihe hier heimisch ist und es an weiten Stellen ein natürliches Gipsvorkommen gibt, macht die Suche nach geeigneten PV-Standorten nicht gerade leicht.
Wenn wir die Energiewende wollen, müssen wir massiv unsere Bremsen lösen.
Carsten Volkrodt, Gemeinderat
"Wenn wir die Energiewende wollen, müssen wir massiv unsere Bremsen lösen", warb Carsten Volkrodt zum "Gas geben". Bürgermeister Konrad Schlier verwies auf die bestehenden neun Windräder in der Gemarkung und damit auf einen hohen Anteil an erneuerbare Energien seit zehn Jahren. Er sei auch bezüglich der Möglichkeit von Agri-Photovoltaikanlagen im Gespräch.
Die fruchtbaren Böden mit hohen Ertragswerten sollen nämlich weiterhin der Landwirtschaft zur Verfügung stehen. Darüber herrschte Einigkeit. Schließlich stimmten alle Mitglieder des Gemeinderats dafür, dass Bürgermeister Schlier und Markus Schlichting das erarbeitete Standortkonzept nun mehreren Behörden vorstellen.
Bei Gesprächen mit dem Amt für Landwirtschaft und Forsten, der Regierung von Unterfranken, der Unteren Naturschutzbehörde, dem Bergamt und dem Amt für Ländliche Entwicklung sollen deren Bewertungen eingeholt werden. Danach könne der Gemeinderat über die Ausweisung von Vorranggebieten für PV-Anlagen in der Gemeinde abstimmen.
Einstimmig beschlossen hat das Ratsgremium auch die Einführung einer Kommunen-App. Dafür bietet die Cosmema GmbH mit Sitz in Gaimersheim bei Ingolstadt "innovative Komplettlösungen aus einer Hand". Die Kommunen-App bilde das öffentliche Leben digital ab und entlaste damit die Verwaltung.
Geschäftsstellenleiter Andreas Faulhaber ist von der App begeistert. Es sei eine Revolution der Kommunikation zwischen der Gemeinde und ihren Bürgerinnen und Bürgern. Anhand von Beispielen zeigte Cosmema-Geschäftsführer Johannes Vollnhals, was die Kommunen-App kann, welchen Mehrwert sie bietet und welche Potentiale sie hat.
Der 21-jährige Wirtschaftsinformatiker Vollnhals war per Videokonferenz zugeschaltet. Er wies die Ratsmitglieder darauf hin, dass schon 120 Gemeinden seine Kunden seien, auch aus der Region um Würzburg.
Von den Möglichkeiten der Kommunen-App und der digitalen Präsentation zeigten sich Gemeinderatsmitglieder älteren Semesters "völlig erschlagen". Die jüngere Generation reagierte dagegen geradezu euphorisch. Sie benutzten Worte wie Wahnsinn, Mehrwert, unkompliziert oder bahnbrechend und äußerten konkrete Ideen, was mit der Bergtheim-App realisiert werden sollte.
Die Einrichtung der Kommunen-App kostet die Gemeinde Bergtheim einmalig etwa 3963 Euro brutto und monatlich rund 291 Euro brutto. Die Vertragsdauer beträgt zwölf Monate. Wenn die App erstellt ist und heruntergeladen werden kann, wird die Gemeinde ihre Bürgerinnen und Bürger umfassend darüber informieren.
Bei weiteren Sitzungspunkten ging es um den Wunsch nach zusätzlichen Park & Ride-Plätzen am Bergtheimer Bahnhof. Bürgermeister Schlier will diesbezüglich mit der Deutschen Bundesbahn und einer Privatfirma im Bahnhofsbereich Gespräche führen.
Geredet wurde auch über die Anschaffung von Notstromaggregaten, die künftige Überführung des Schulhauses in Erbshausen in das Eigentum des Grundschulverbands Bergtheim, die Annahme von Spenden im Jahr 2022 an die Gemeinde in Höhe von insgesamt 3035 Euro, die Neuregelung der Umsatzsteuer für Kommunen und den Sitzungsplan für das Jahr 2023.