Dass die Abwassersituation in Aub einer neuen Strategie bedarf, ist dem Stadtrat schon seit geraumer Zeit klar. Nun ist die Entscheidung gefallen: Die Kläranlage in Aub soll bleiben, so die einstimmige Entscheidung in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Eine Genehmigung für den Weiterbetrieb der städtischen Kläranlage hat das Wasserwirtschaftsamt bereits erteilt, allerdings unter der Auflage, dass erhebliche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Dem gegenüber stand die Möglichkeit, die Abwässer künftig in der Großkläranlage des Abwasserzweckverbandes Ochsenfurt in Winterhausen zu klären.
Um die Entscheidung zwischen diesen Alternativen treffen zu können, ließ sich der Stadtrat in der Sitzung eine Studie des Ingenieurbüros Hoßfeld und Fischer aus Bad Kissingen vorlegen. Hans-Ulrich Hoßfeld stellte dem Ratsgremium die Ergebnisse dieser Voruntersuchung vor.
Einige Sanierungsmaßnahmen notwendig
Als Vorteil der eigenen Anlage nannte er, dass die Stadt selbst entscheiden könne, wann welche Maßnahmen durchgeführt werden. Bei Anschluss nach Ochsenfurt müsse man sich beim Zweckverband einkaufen und man sei dort nur Gasteinleiter. Für die Zuleitung bis zum Übergabepunkt wäre weiter die Stadt Aub zuständig, habe dafür aber fachkundige Betreuung, so Hoßfeld.
Soll die eigene Kläranlage saniert werden, müsste die Abwassermenge vermindert werden. Dafür könne das Nachklärbecken in seiner aktuellen Form erhalten werden. In den vergangenen Jahren wurden bereits einige Maßnahmen durchgeführt, so wurde etwa das Reglersystem auf den neuesten Stand gebracht. Weitere Maßnahmen seien Hoßfeld zufolge allerdings erforderlich. Dazu zählen unter anderem bautechnische Maßnahmen wie die Erweiterung des Gebäudes, um neue Gerätschaften unterzubringen, sowie eine neue Pumpe am Belebungsbecken, um Stromkosten zu sparen. Grundlegende Erneuerung bedarf auch die Steuerungs- und Elektrotechnik, ein Prozessleitsystem muss eingerichtet werden.
Höhenunterschied ist problematisch
Gegen einen Anschluss an die Großkläranlage spreche auch eine dann nötige Pumpleitung zum Übergabepunkt bei Oellingen, so Hoßfeld. Diese müsste dann entweder durch die Stadt Aub neu gegraben werden oder um den Steinbruch herum nach Oellingen führen. Problematisch sei in jedem Fall der Höhenunterschied, der zu überwinden sei. Während das Abwasser ab dem höchsten Punkt von alleine abfließen könnte, müsste die Leitung im Bereich des Anstieges notfalls mit Druckluft geleert werden – mit hohem Energieverbrauch.
Zusammengefasst schätzt Hoßfeld die Kosten für die Sanierung der eigenen Kläranlage auf rund 2,51 Millionen Euro bei jährlichen Betriebskosten von 319.325 Euro, die Kosten des Anschlusses nach Winterhausen auf 5,26 Millionen Euro bei Betriebskosten von jährlich 342.602 Euro.
Hoßfeld empfahl dem Stadtrat: "Richten Sie ihre Kläranlage her. Sie werden damit nicht glücklich, fahren aber langfristig besser, als beim Anschluss an die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes".
Zuschüsse nur für die wirtschaftlich sinnvollste Lösung
"Wenn wir auf Fördermittel hoffen, sieht die Situation noch eindeutiger aus", fügte Bürgermeister Roman Menth an. Denn bezuschusst werde nur die wirtschaftlich sinnvollste Variante. An Zuschüssen könne man bei der Sanierung der eigenen Anlage mit 200 bis 250 Euro je Einwohner, also rund 300.000 Euro rechnen.
Theo Theuerkaufer wollte noch wissen, ob man mit dem bisherigen Personal von eins bis zwei Arbeitskräften auskomme. Den Personalbedarf bezifferte Hoßfeld auf vier bis fünf Personen, wobei er empfahl, Vereinbarungen mit umliegenden Kläranlagenbetreibern zu schließen, um Arbeitskräfte optimaler einsetzen zu können. Die Anlage zu sanieren, während sie in Betrieb ist, ist nach Hoßfelds Ansicht "sehr ehrgeizig". Die Baumaßnahme selbst werde voraussichtlich eineinhalb bis zwei Jahre dauern.
Im Anschluss an die Vorstellung der Voruntersuchung sprach sich der Stadtrat einstimmig für die grundsätzliche Sanierung der eigenen Kläranlage aus. Die Sanierung muss nach Vorgaben des Wasserwirtschaftsamtes bis zum Jahresende 2024 geplant, bis Ende 2026 ausgeführt sein.