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Randersacker: Eine Mainfähre, die eine Steinfähre war

Randersacker

Eine Mainfähre, die eine Steinfähre war

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    Im Schelch – wie bis ins 18. Jahrhundert üblich – setzen Hubert Holl, Obermeister der Randersackerer Fischerzunft, Bürgermeister Michael Sedelmayer (vorne) und Ralf Kuhn, Zunftmeister der Steinhauer (Mitte), von der Mainlände in Randersacker auf die Heidingsfelder Seite über.
    Im Schelch – wie bis ins 18. Jahrhundert üblich – setzen Hubert Holl, Obermeister der Randersackerer Fischerzunft, Bürgermeister Michael Sedelmayer (vorne) und Ralf Kuhn, Zunftmeister der Steinhauer (Mitte), von der Mainlände in Randersacker auf die Heidingsfelder Seite über. Foto: Ralf Kuhn

    Mainfähre und Mainbrücke: es gibt sie längst nicht mehr in Randersacker. Die Geschichte und Bedeutung der Mainfähre aber ist jetzt wieder präsent. Wo die Mainfähre einst fuhr und wie sich "die Fahr" das durch die Jahrhunderte entwickelte – es lässt sich neuerdings auf einer reich bebilderten Informationstafel nachvollziehen.

    55 Jahre nach der letzten Fährfahrt ist der Weg über den Main wieder anschaulich nachvollziehbar. Die Steinhauerzunft "Rantzackera Steehawer" hatte die Initiative ergriffen und in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Randersacker und der finanziellen Unterstützung aus dem Regionalbudget der interkommunalen Allianz MainDreieck dieses Stück Dorfgeschichte und Leben am Main aufgearbeitet. Treibende Kraft war der Obermeister der Steinhauerzunft, Ralf Kuhn, zugleich passionierter Fotograf und Sammler entsprechender Motive, die er auch reproduziert. Die Idee war schon länger da, sagt er.

    Während die Mainlände rechtsmainisch inzwischen als Badebucht weiterlebt, wird auf Heidingsfelder Seite allenfalls mal ein Boot auf dem alten Steinpflaster zu Wasser gelassen.

    Wichtig für die Steinhauer

    Es ist Randersackerer Gemarkung, Eigentümer ist die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Der Rad- und Fußweg entlang des queerenden alten Treidelpfades ist gut frequentiert. Jetzt kann jeder nachvollziehen, welch geschichtsträchtiger Ort in der Verlängerung der Winterhäuser Straße zum Main hin ist, wieviel Leben sich hier am Randersackerer Weg abgespielt hat. Und wie wichtig die Fähre gerade für die Steinhauer war. Immerhin, so Kuhn, "das überregionale Geschäft ist bis vor den Zweiten Weltkrieg komplett über die 1864 fertiggestellte Eisenbahn in Heidingsfeld gegangen – und mit den Huddelwagen auf der Mainfähre dorthin. Die Lkw waren nicht leistungsfähig". Kuhns Reproduktionen belegen dies eindrücklich: zwei Zweispänner und mit behauenen Steine beladene Huddelwagen. Ganz Randersacker, veranschaulicht er die wirtschaftliche Bedeutung, habe bis in die 1950er Jahre noch von der Steinindustrie gelebt.

    Eine kleine Festgesellschaft aus "RantzackereaSteehawer-Zunf"t und Fischerinnung erinnert mit Bürgermeister Michael Sedelmayer (Vierter von links) und Bastian Lange, Allianz MainDreieck-Manager (Zweiter von rechts) an die auf der Tafel neu präsentierte, alte Fährverbindung und ihre wirtschaftliche Bedeutung.
    Eine kleine Festgesellschaft aus "RantzackereaSteehawer-Zunf"t und Fischerinnung erinnert mit Bürgermeister Michael Sedelmayer (Vierter von links) und Bastian Lange, Allianz MainDreieck-Manager (Zweiter von rechts) an die auf der Tafel neu präsentierte, alte Fährverbindung und ihre wirtschaftliche Bedeutung. Foto: Ralf Kuhn

    Für die Fischer wiederum war der Fährbetrieb ein wichtiges Zubrot gewesen, erinnerte der inzwischen 80-jährige Obermeister Hubert Holl, was schon der Name "Fischer- und Schiffer-Innung Randersacker" nahelegt. Kuhn vermutet stark, dass der meiste Umsatz auf der Mainfähre wahrscheinlich mit den Steinhauern gemacht wurde – trotzdem heißt es im Resümee: "Der Fährbetrieb hat sich wirtschaftlich niemals gerechnet". Auch für Gemeinde und Landesherrn war er eine Einnahmequelle.

    Mehr als 500 Jahre alte Dienstleistung

    Eine mehr als 500 Jahre alte Dienstleistung war die Fähre. Die erste schriftliche Erwähnung fand sich in einer Anordnung von Kaiser Maximilian I. über das "Querfahr" über den Main aus dem Jahr 1500. Dies wurde später um das "Marktfahr" erweitert, d.h. die Fahrt nach Würzburg und zurück an Markttagen. 1913, als die Randersackerer Mainbrücke fertig gestellt war, ruhte die Fahr. Mit der Sprengung dieser Brücke im April 1945 nahmen die Fischer den Fährbetrieb wieder auf – im guten alten Schelch. Der wurde modifiziert, um größere Fuhren zu bewerkstelligen. 1950 konnte dann eine Fähre aus Obernburg mit einer deutlich höheren Nutzlast übernommen werden. Die Fertigstellung der Würzburger Konrad-Adenauer-Brücke 1968 bedeutete dann das endgültige Aus für den Fährverkehr.

    Die Randersackerer Fähre ist im Übrigen nicht gänzlich verschwunden. Der Ponton – ohne Antrieb und Aufbauten – dient seit Jahrzehnten im Seglerhafen in Ochsenfurt bei der Seglerjungenschaft Nürnberg als schwimmende Brücken-Plattform, an der Alu-Stege befestigt sind. Der alte Fährponton wurde auf diese Weise Liegeplatz für mehr als ein Dutzend Sportboote.

    Eine Tafel, die die Geschichte der Randersackerer Main-Fähre erzählt und eine Sitzbank der Steinhauer-Zunft markieren jetzt die Mainlände auf Heidingsfelder Seite für jeden sichtbar als ehemaligen Anlandungspunkt der Fähre.
    Eine Tafel, die die Geschichte der Randersackerer Main-Fähre erzählt und eine Sitzbank der Steinhauer-Zunft markieren jetzt die Mainlände auf Heidingsfelder Seite für jeden sichtbar als ehemaligen Anlandungspunkt der Fähre. Foto: Ralf Kuhn
    Ehren-Schatzmeister der Randersackerer Steinhauer-Zunft Adi Stumpf ist als ältestes Innungsmitglied noch gelernter Steinhauer und Zeitzeuge aus der Blütezeit der Randersackerer Steinindustrie.
    Ehren-Schatzmeister der Randersackerer Steinhauer-Zunft Adi Stumpf ist als ältestes Innungsmitglied noch gelernter Steinhauer und Zeitzeuge aus der Blütezeit der Randersackerer Steinindustrie. Foto: Ralf Kuhn
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