Ein ehemaliger Kolonialwarenladen in der Ingolstadter Straße ist zum neuen sozialen Treffpunkt in Giebelstadt geworden. Vom "Zacherle" sollen vor allem ehrenamtliche Aktivitäten in der Marktgemeinde profitieren. Jetzt wurde das aufwändig sanierte Backsteinhaus aus der Zeit um 1900 offiziell seiner Bestimmung übergeben - ein Jahr später als ursprünglich geplant.
Seinen Namen hat das "Zacherle" von Zacharias Scheckenbach, einem früheren Inhaber des Lebensmittelgeschäfts, das schon damals ein sozialer Treffpunkt im Ort gewesen sei, sagt Bürgermeister Helmut Krämer. Diese Funktion setze sich nun fort, wenn auch in anderer Form.
Die "Stunde mit Oma" soll im "Zacherle" wiederbelebt werden
Im Veranstaltungssaal im Erdgeschoss hat künftig der regelmäßige offene Seniorentreff eine Bleibe. Die "Stunde mit Oma", eine ehrenamtliche Initiative für Schulkinder, möchte Krämer nach Corona-Pandemie wiederbeleben. Und perspektivisch tagen auch die Ausschüsse des Gemeinderats im "Zacherle", nachdem der Sitzungssaal im Rathaus zum Bürgerbüro umgebaut werden soll. "Es sind noch viele weitere Nutzungen vorstellbar", sagt Krämer, "aber das muss sich mit der Zeit ergeben."

Im barrierefrei zugänglichen Obergeschoss stehen Büroflächen zur Verfügung, die von der Flüchtlingsbetreuung, den Senioren- und Behindertenbeauftragten und der gemeindlichen Jugendarbeit. Außerdem stehen die Räume auch dem benachbarten Familienstützpunkt im evangelischen Gemeindehaus und der Schulsozialarbeit zur Verfügung.
Gemeinde nutzt ihr Vorkaufsrecht und rettete das alte Gebäude
Für das ortsbildprägende Haus brauchte die Gemeinde eine Rettung in letzter Minute. Durch mehrere unsachgemäße Umbauten sei das Gebäude "eigentlich ruiniert" gewesen, sagt Planer Michael Haas vom Eibelstadter Büro Haas + Haas. Als das Haus verkauft werden sollte, um es zu erweitern und in ein Wohnheim umzubauen, machte die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht geltend.
150.000 Euro kostete das Gebäude, 900.000 Euro waren für Sanierung und Umbau veranschlagt. Der Schock folgte 2021 nach der ersten Ausschreibung der Umbauleistungen. "Die Angebote für die beiden Hauptgewerke lagen 60 und 100 Prozent über den Berechnungen", sagt Bürgermeister Krämer. Deshalb stoppte der Gemeinderat das Projekt und zog die Ausschreibung zurück. "Beim zweiten Anlauf war es dann fast eine Punktlandung", so Krämer.
945.000 Euro Zuschuss aus der Städtebauförderung
Inzwischen stehen unter dem Strich Kosten für Erwerb, Planung und Bau von rund 1,5 Millionen Euro - ein Betrag, der weiterhin für Diskussionen im Ort sorgte. "Wenn man neu gebaut hätte, wäre es auch nicht billiger geworden", sagt Alexander Zeller, an der Regierung von Unterfranken zuständig für die Stadtbauförderung. Die Gemeinde konnte dabei von einem Sonderprogramm profitieren, das ihr einen Zuschuss von 945.000 Euro sicherte.

Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Süd-West-Dreieck steuerte für die Inneneinrichtung knapp 60.000 Euro bei. Es ist das erste Förderprojekt für den im vergangenen Jahr gegründeten Zusammenschluss von 30 Kommunen im südlichen und westlichen Landkreis Würzburg, wie LAG-Managerin Luise Heller betonte. Die LAG ist mit der Umsetzung des EU-Förderprogramm LEADER zur Stärkung des ländlichen Raums betraut.
"Das Ergebnis gibt uns recht", verteidigt Bürgermeister Krämer die Sanierung des "Zacherle". Letztlich liege der Eigenanteil der Gemeinde bei 550.000 Euro und damit weit unter den Kosten für einen vergleichbaren Neubau. Außerdem sei es so gelungen, "ein Gebäude mit so viel Geschichte" zu erhalten. Das unterstreicht auch Landrat Thomas Eberth. "Ein solches Haus hat einen ganz eigenen Spirit", sagt er, "deshalb war es gut, dass nicht die Abrissbirne gewonnen hat." Den kirchlichen Segen spendeten dem "Zacherle" Pfarrerin Christine Schlör und Pfarrer Franz Schmitt.