Gut zwei Wochen, nachdem in der Ukraine der Krieg Russlands den 1000. Tag gedauert hat, wurde am Mittwoch im Würzburger Rathaus ein weiteres Zeichen der Solidarität mit dem angegriffenen Land gesetzt. Im historischen Wenzelsaal unterzeichneten die Oberhäupter von Lutsk, Ihor Polishchuk, und von Würzburg, Christian Schuchardt, die Vereinbarung über eine Städtefreundschaft.
Die Zusammenarbeit zwischen Würzburg und Lutsk hatte bereits 2022, im ersten Kriegsjahr, begonnen und war bei einer Ukraine-Reise Schuchardts im Februar 2023 mit Gesprächen in Lutsk offiziell angebahnt worden. Die westukrainische Stadt liegt in der Oblast Wolhynien, hat 216.000 Einwohnerinnen und Einwohner und ist Partnerstadt von Schweinfurt. Die jetzt mit Würzburg geschlossene Städtefreundschaft ist eine unterhalb der Ebene der Partnerschaft angesiedelte Zusammenarbeit. Eine Städtepartnerschaft unterhält Würzburg seit Februar 2023 mit dem ebenfalls in der Westukraine gelegenen Lwiw.
Schuchardt erinnerte an die historische Bedeutung beider Städte
"Wir besiegeln heute eine Städtefreundschaft, die bereits im Herzen begonnen hat. Das ist ein Tag, der symbolisch für Solidarität, gemeinsame Werte und eine hoffnungsvolle Zukunft steht – für Würzburg, für Lutsk und für uns alle", sagte OB Schuchardt während der Zeremonie, an der neben Stadtratsmitgliedern aus Würzburg und Mitarbeitern der Lutsker Stadtverwaltung auch der ukrainische Generalkonsul Yurii Nykytiuk teilnahm.
Schuchardt erinnerte an die reiche historische Bedeutung beider Städte ebenso wie an die Wunden, die Lutsk und Würzburg im 20. Jahrhundert erlitten hätten. "Beide Städte haben unter den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, der von Deutschland ausging, gelitten", sagte der OB und wies auf die Zeit der deutschen Besatzung in Lutsk und die Zerstörung Würzburgs 1945 hin.
Würzburg habe nach 1945 große Unterstützung durch die Amerikaner erfahren, sagte Schuchardt, "heute ist es an uns, unseren Freunden in Lutsk beizustehen". Ein Gedanke, den Schuchardts Lutsker Amtskollege Ihor Polishchuk aufgriff. Er sei sehr erfreut, dass Würzburg bereits 2022 eine Soforthilfe von 100.000 Euro geleistet habe. Mit dem Geld sei die Verpflegung von Binnenflüchtlingen finanziert worden. Polishchuk dankte auch für die Bereitstellung von Medikamenten und medizinischem Material: "Diese Aktionen zeugen von der Solidarität und vom Mitgefühl mit dem ukrainischen Volk, das mit einer beispiellos brutalen Aggression konfrontiert ist."

Städtefreundschaft als Möglichkeit, Kultur beider Länder besser kennenzulernen
Seit nunmehr fast drei Jahren verteidigten die Ukrainerinnen und Ukrainer unbeirrt ihre Unabhängigkeit und ihr Recht, in einem demokratischen und unabhängigen Staat zu leben. Am Kurs seines Landes ließ der Lutsker Bürgermeister keinen Zweifel: "Die Ukrainerinnen und Ukrainer entscheiden sich für Frieden, Sicherheit und Freiheit. Sie entscheiden sich für Europa!" - ein Bekenntnis, für das es im Wenzelsaal kräftigen Beifall gab. Die Städtefreundschaft biete zudem die Möglichkeit, die Kultur, die Werte und die Besonderheiten beider Länder besser kennenzulernen.
Im Gespräch mit der Redaktion sagte Polishchuk, dass es in seiner Stadt praktisch niemanden gebe, der nicht in irgendeiner Weise von den Kriegsereignissen betroffen sei, und überall seien Väter, Brüder oder Söhne im Krieg. Welche Unterstützung wird zurzeit am meisten benötigt? "Jetzt ist Winter, und die Infrastruktur ist stark zerstört. Wir brauchen vor allem Geräte, mit denen wir unabhängig Strom erzeugen und die Energieversorgung aufrechterhalten können."