Philipp Christoph von Erthal war ein ungewöhnlicher Mann. Er saß an den Schalthebeln der europäischen Politik und steht zu Unrecht im Schatten seiner beiden Söhne Friedrich Karl Joseph und Franz Ludwig, die in den Rang von Reichsfürsten aufstiegen. Er war Diplomat und Verwaltungsfachmann sowie Kavalierarchitekt und Wirtschaftsexperte. Eigentlich war ihm eine geistliche Karriere bestimmt gewesen. Die Erthals waren nämlich ein sehr altes und angesehenes Geschlecht, jedoch nicht übermäßig wohlhabend. Philipp Christoph, Zweitgeborener von 13 Kindern, sollte - wie in solchen Familien üblich - Geistlicher werden. 1703 wurde er auch ins Mainzer Domkapitel aufgenommen. Er studierte unter anderem am Germanicum in Rom und Frankreich und wurde 1710 Geistlicher Hofrat unter Lothar Franz zu Mainz. Doch noch vor der Weihe zum Subdiakon resignierte er auf Betreiben seiner Familie, um deren wirtschaftliche Belange in die Hand zu nehmen und das Geschlecht vor dem Aussterben zu bewahren. Philipp Christoph heiratete Eva Maria von Bettendorf, mit der er zehn Kinder hatte.
1719 übertrug der Kurfürst dann Philipp Christoph von Erthal die Stelle des Oberamtmanns in Lohr. In dieser Funktion organisierte er die zentrale Holzversorgung im Spessart und gilt dabei als Energiesparer. Denn seiner Aufsicht unterlag auch die Saline in Bad Orb, wo er die Gradierwerke einführte, um beim Verdampfen der Sole Holz zu sparen. Ab 1730 residierte er teilweise in Bad Orb, ab 1740 dann aber ständig in Mainz, ohne jedoch sein Amt in Lohr aufzugeben.
Philipp Christoph von Erthal war in Mainz überwiegend mit bedeutsamen diplomatischen Aufgaben betraut. So spielte er im Vorfeld der Wahl des neuen Kaisers nach dem Tod Karls VI. als Gesandter seines Kurfürsten eine wichtige Rolle. Dem Adeligen aus Elfershausen und seinem diplomatischen Geschick ist es auch zu verdanken, dass es gelingt, den drohenden Staatsbankrott von Bayern nach der österreichischen Besetzung abzuwenden. Er stirbt 1748 in Mainz, mit zahlreichen Ehrungen gekrönter Häupter aus ganz Europa überhäuft und mit den höchsten Orden dekoriert. Die Erinnerung an diesen so vielseitigen und erfolgreichen Mann ist heute jedoch weitgehend verblasst.
Umso bekannter sind zwei seiner Söhne, Friedrich Karl Josef, der Fürstbischof von Mainz und Worms, und Franz Ludwig, der als Fürstbischof von Würzburg und Bamberg große Bedeutung erlangte. Er war eine der großen Gestalten in der Führung des Hochstifts Würzburg und nahm als Landesherr entscheidenden Einfluss auf die Verwaltung sowie die innere Entwicklung von Schulen, der Universität und das Bauwesen im Schulbereich. Er reformierte sozusagen das Schulwesen, setzte die Volkschulpflicht durch und kümmerte sich besonders um die gewerbliche Berufsausbildung. Bekannt wurde er auch durch die Reform des Armenwesens. So kümmerte er sich um die Verbesserungen in den Krankenanstalten und setzte die Todesstrafe aus. In den Geschichtsbüchern wird er als frommer, sozial eingestellter und weitsichtiger Regent im Frankenland bezeichnet. Franz Ludwig starb 1795 als Fürstbischof von Würzburg, sein Bruder Karl Josef 1802 als Erzbischof von Mainz. Drei Jahre später starb auch der älteste Sohn der Elfershäuser Erthal-Familie, der Mainzer Kammerherr und Hofrat Lothar Franz. Da er unverheiratet geblieben war und es auch von den anderen Kindern des Philipp Christoph von Erthal aus der Elfershäuser Linie keine Nachkommen gab, war damit das Geschlecht derer von Erthal ausgestorben.
Erstaunlich ist bei der Geschichte der Erthals, dass eine Adelsfamilie aus einem kleinen, ehemals fuldischen Dorf, sich so ausbreitete und solche Bedeutung erlangte. Durch ihre Lebensregel, nur einen Sohn für den Fortbestand der Familie vorzusehen und Töchter ganz von der Erbfolge auszuschließen, haben die Erthals das Aussterben ihres Geschlechts selbst herbeigeführt.