Im Rahmen des Hospiz-Wochenendes hatte der Hospizverein Rhön-Grabfeld Dr. Herbert Scheuring ins BRK-Altenheim eingeladen, der einen Vortrag über Tod und Trauer hielt. Scheuring sprach über sich selbst. Er sei kein Journalist, der über Trauer schreibt und spricht. Er sei ein Trauernder, der zufällig Journalist ist. Er selbst habe Trauer sehr schmerzlich erfahren müssen und lebe immer noch mit ihr.
Als seine Lebensgefährtin innerhalb von drei Monaten starb, warf dies seine Gefühle durcheinander. Er fühlte Schock, Angst, Einsamkeit, Hilflosigkeit, Schlaflosigkeit, Verzweiflung und Leere. Die Stille schien ihn aufzufressen, die Zeit still zu stehen. Der Rest der Welt hatte für ihn keinen Sinn mehr.
Nur die menschliche Nähe und Liebe von Familie und Freunden habe ihm geholfen. Andere Trauernde ohne Ansprechpartner seien in einer schlimmen Lage, so Scheuring, denn die Gesellschaft nähme keine Rücksicht auf Trauernde.
Von ihnen werde gefordert, dass sie niemandem auf die Nerven gehen, ihre Trauer kurz und schmerzlos machen und immer nach vorne sehen, niemals zurück. Wenn sie sich nicht so verhielten, gelten sie als Störfaktor, sagte Scheuring. Auch er sei ein Störfaktor gewesen, so der Journalist weiter. Er sei nicht bereit gewesen, den Tod seiner Frau klaglos hinzunehmen. Zudem wollte er anderen Trauernden zeigen, dass sie nicht allein sind. Er habe Hilfsangebote vorgestellt, weil Gemeinsamkeit tröstet.
Trauernde suchten Antworten, bei sich selbst, bei Seelsorgern. Sie sind ratlos. Darüber zu sprechen, hilft den meisten. Dadurch verschwindet die Trauer zwar nicht, aber ein Gespräch tut gut, gibt Kraft und Lebensmut.
Was am meisten hilft, sagt Scheuring, ist einfach die menschliche Nähe. Große Worte sind nicht nötig. "Lassen Sie Trauernde nicht allein, bauen Sie eine Brücke", riet der Referent. Die Verbindung zu den Trauernden dürfe nicht abreißen. "Schreiben Sie, rufen Sie an, melden Sie sich. Sprechen Sie über die verstorbene Person", sagte der Journalist. Am schlimmsten sind die üblichen Floskeln, wie die Zeit heilt alle Wunden oder es wird schon wieder, weiß Scheuring.
Trauernde müssen ihren Weg selbst finden. Bei einer Person geht es schneller, bei der anderen langsamer. Es geht vor allem darum, mit der schwierigen Situation weiterzuleben. Der Schmerz über den Tod einer geliebten Person ist tief und hält lange an.
"Die Toten sind nicht tot, sie bleiben ein Teil unseres Lebens", sagt Scheuring. Trauer ist die Frucht der Liebe. Wir würden nicht trauern, wenn wir nicht geliebt hätten. Liebe hilft, das Leid zu ertragen, vielleicht einen Sinn im Tod zu sehen. Er beendet zwar das Leben, aber nicht die Beziehung. Sie bleibt auf andere Weise bestehen. "Es stimmt nicht, dass der Tod scheidet", sagt der Journalist. "Liebe kennt viele Wege. Sie bleibt und geht nicht verloren." Dadurch lebten die Toten weiter. Sie werden immer bei uns sein.
Dr. Herbert Scheuring ist Redakteur bei der MAIN-POST in Würzburg. Nach dem Tod seiner Lebensgefährtin kam für ihn eine Zeit des Stillstandes. Um seine Trauer zu begreifen und zu verarbeiten, setzte er seinen Beruf dafür ein. Er recherchierte und las viel. In der MAIN-POST erschien damals eine Reihe von Artikeln zu dem Thema "Wenn die richtigen Worte fehlen". Er fasste diese zum Buch "Wege durch die Trauer" zusammen.
Der Vortrag wurde im Rahmen eines Hospiz-Wochenendes gehalten. Der Hospizverein Rhön-Grabfeld mit seiner Vorsitzenden Heidrun Kozok hilft bei der Begleitung Schwerstkranker, Sterbender und ihren Angehörigen.