Die Katastrophe kam am zweiten Weihnachtsfeiertag, zum
Sonntagsfrühstück. Es war das schwerste Erdbeben der vergangenen 40 Jahre und eines der schwersten, das die Erde überhaupt je erlebt hat: 8,9 auf der Richterskala erreichte der Erdstoß auf dem Meeresgrund vor Sumatra, der Tausenden Menschen an den Traumstränden Südostasiens den Tod brachte. Das tropische Urlaubsparadies - es erlebte einige seiner grauenvollsten Minuten.
Flutwellen, höher als ein Einfamilienhaus, brachen mit Macht über die Küsten Sri Lankas, Thailands, Indonesiens, Malaysias, Südindiens und Bangladeschs herein, überspülten Hunderte Malediven-Inseln. Und hinterließen Tod und Zerstörung. Womöglich bis zu 10 000 Menschen sollen den Tsunamis zum Opfer gefallen sein, Einheimische wie Touristen. Vieltausendfache Tragödien in einer Region, die im Jahr 2004 ohnehin schon mehr als genug davon verkraften musste.
Anfang 2004 bebte die Erde in Indonesien zum ersten Mal, es folgten Tornados, Überschwemmungen und Taifune. Tausende Menschen starben bereits bis zum 25. Dezember 2004 durch die Naturkatastrophen dieses Jahres; Hunderttausende wurden obdachlos, verloren Hab und Gut. Vielfaches Leid und Leiden, das hierzulande, Tausende Kilometer entfernt, meist namen- und gesichtslos blieb. Das nur wenige mitfühlend zur Kenntnis nahmen.
Damit ist es jetzt vorbei: Niemand kann Augen und Ohren verschließen vor der ungeheuerlichen Zahl der Opfer in Fernost. In den Tod gerissen von der zerstörerischen Gewalt der Natur. Ohne Vorahnung, ohne Warnung, ohne Chance.
Und niemand kann leugnen, dass es die Anwesenheit Tausender deutscher und anderer europäischer Urlauber im Katastrophengebiet ist, die bei uns für zusätzliche Gänsehaut sorgt. Urlauber, die sich an Stränden sonnten, die auch wir kennen. Etwa 8000 Bundesbürger sollen derzeit in Thailand und auf Sri Lanka sein. Und auf den Malediven - den winzigen, flachen Inselkuppen, von denen bis gestern Abend kaum Nachrichten bekannt waren.
Es ist denkbar, dass die Meldungen noch schlimmer werden - wenn die Kommunikationskanäle wieder funktionieren, wenn Übersicht gewonnen ist. Und es ist denkbar, dass die Wellen wieder kommen, wie Seismologen sagen. Denn der Meeresgrund bebt weiter dort, wo sich die Erdschichten übereinander geschoben haben und gebrochen sind. Dort, wo Tropenparadiese Trauer tragen, denen im Augenblick nur eines hilft: Spenden, um Verletzte zu versorgen, Obdachlose unterzubringen und die Infrastruktur wieder aufzubauen.