Schweinfurt (kgh/UF) Riesige Tsunami-Wellen haben in den vergangenen Tagen ganze Landstriche überflutet, Hotelanlagen zerstört und Menschen in den Tod gerissen: Das schwerste Erd- und Seebeben seit 40 Jahren, das Sri Lanka, Indonesien, Südthailand, Südindien und Malaysia erschüttert hat, löst in aller Welt Entsetzen aus. Auch in Schweinfurt bangen die Menschen um Freunde, Verwandte und Bekannte.
Immer wieder greift Tassani Kühnl vom Thailändischen Imbiss "Asia Food" am Kornmarkt zum Telefon und wählt ein und dieselbe Nummer. Doch wieder kommt sie nicht durch. Schon seit Stunden versucht sie ihre Familie in Bangkok zu erreichen. "Ich hoffe, dass nichts Schlimmes passiert ist", sagt sie besorgt. Zum Glück, so die Thailänderin, liegt Bangkok etwa 1000 Kilometer entfernt von dem besonders betroffenen thailändischen Ferieninsel Phuket. Doch auch auf Phuket hat Tassani Freunde. Deutsche, die gerade ihren Urlaub dort verbringen. Sie seien wohlauf, heißt es nach ersten Telefonaten.
Auch Tassanis Freundin, der Thailänderin Pusa Landgraf, steht die Sorge ins Gesicht geschrieben. Sie arbeitet in einer Klinik in der Region und bangt um ihre Chefin. "Sie ist gerade mit dem Rucksack auf Sri Lanka unterwegs", sagt Landgraf. Ohne Erfolg habe sie mehrmals versucht, sie auf dem Handy anzurufen. Im indischen Restaurant "Maharadscha" in der Roßbrunnstraße herrscht gedrückte Stimmung. "Es ist schrecklich, was dieses Beben ausgelöst hat", so Besitzer Gurjit Hundal. Zum Glück lebe seine Familie im Norden von Indien, im Bundesstaat Punjab. Dort habe man von dem Beben nicht viel gespürt. Schlimm sei, dass viele arme Länder betroffen sind: "Die haben es besonders schwer, wieder auf die Füße zu kommen. Nicht zuletzt weil die Unterstützung durch die Regierung gering ist." Sein Landsmann Bedi Hargit vom Restaurant "Taj Mahal" am Zeughaus sieht es ähnlich. Auch er war sehr erschrocken, als am Sonntag die ersten Bilder der Katastrophe über den Bildschirm flimmerten. Inzwischen ist er beruhigt. Seinen Verwandten in Nordindien geht es gut.
Die Vietnamesin Riess Thanhbinh vom "Asian Imbiss" in der Hauptstraße hat zwar selbst keine Bekannten in den Krisengebieten, doch ihre Freundin in Schweinfurt ist Thailänderin. Diese bangt um ihre Familie, die auf Phuket lebt und von den hohen Wellen überrascht wurde.
Besorgte Angehörige von Urlaubern in der Krisenregion haben sich auch an die Rettungsleitstelle Schweinfurt gewendet, so Dienststellenleiter Manfred Schäflein. Bei der Suche nach vermissten Deutschen verweist er auf die Erdbeben-Hotline (Tel. 030/5000 1000). Wenn es um Rückholungen von Verletzten aus dem Ausland geht, sollen sich Betroffene an die jeweiligen Betreiber wenden, zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz oder den ADAC.