Flugzeug-Oldtimer aus ganz Deutschland verbreiteten an beiden Tagen am Schenkenturm Flugzeug-Nostalgie. Zu den Hauptattraktionen zählte ein Staffelflug mit Oldtimern. Auch die Zuschauer konnten in einem stilvollen Oldtimer ihrer Wahl die Bodenhaftung verlieren. Daneben wurden Rundflüge angeboten. Besonders groß war der "Run" auf den größten einmotorigen Doppeldecker der Welt, die Antonov 2. Die rund 5,7 Tonnen schwere Maschine wurde vor allem in der DDR als "Lasttier" geflogen. Außerdem wurden an beiden Tagen Kunstflüge mit Motor- und Segelflugzeugen geboten. Das Team "Blue Sky Adventure" führte sehenswerte Fallschirmsprünge durch. Modellflugvorführungen ließen vor allem die Herzen von Tüftlern und Bastlern höher schlagen.
Mit einem Ballon fing alles an
Der Traum vom Fliegen ist uralt. Für Würzburg wurde er möglicherweise schon 1797 wahr. Heinz Gräf, Vorsitzender des Flugsportclubs, ließ die Geschichte der Würzburger Luftfahrt Revue passieren. Am 6. April 1797 soll sich zum ersten Mal in Würzburg ein Ballon vom früheren Jesuitengarten aus erhoben haben. Der erste belegbare Ballonaufstieg in Würzburg fand anlässlich der Einweihung des Frankonia-Brunnens auf dem Residenzplatz im Juni 1894 statt. Elf Jahre später, im Mai 1905, gründete der 30-jährige Bamberger Architekt Karl Hackstetter den "Fränkischen Verein für Luftfahrt". Bereits im Gründungsjahr zählte der Verein 142 Mitglieder. Am Sanderrasen starteten die Vereinsmitglieder Ballonflüge. Bis zum ersten Weltkrieg wurden 77 Luftfahrten mit 209 Passagieren unternommen.
Leo Lendner war Würzburgs erster Motorflieger. Schon 1911 gelangen ihm Flüge auf seiner selbst gebauten Maschine. Am 8. Juli 1913 stürzte er tödlich ab. Nach dem ersten Weltkrieg standen auch in Würzburg die Propeller für ein paar Jahre still. Die neue Fliegerschule auf dem Galgenberg wurde erst am 20. Juni 1924 eingeweiht. Die berühmte "Luftwandlerin" Elly Beinhorn, die als erste Frau allein über die Alpen flog, erlernte das Kunstfliegen in Würzburg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Flugsport am 30. September 1950, in Form des Flugsportclubs Würzburg wiederbelebt. Am Schenkenturm wurde ab 1959 geflogen. Doch erst 1965 erlaubten die Amerikaner dem Club die Nutzung des Geländes. In der jüngsten Vergangenheit ging für die Würzburger Flieger 2001 ein lang gehegter Traum in Erfüllung: Der Club konnte der Bundesrepublik den Flugplatz abkaufen.
Jan und Rene Hackstetter, die Enkel des großen Flugpioniers Karl Hackstetter, wandeln gerade auf den Spuren ihres Großvaters. Sie kannten den Großvater nur von drei Fotos. Eines zeigt ihn beim Ballonstart 1909 von Würzburg aus. "Unser Vater, der später nach Kanada emigrierte, war 17 Jahre alt, als sein Vater starb. Daher wussten wir bisher nicht viel über unseren Großvater", erzählte Jan Hackstetter beim Fliegerfest. Der regelmäßige, intensive Kontakt zum Würzburger Flugsportclub erhellt den beiden Kanadiern die Geschichte ihrer deutschen Vorfahren.
Nach Schätzungen von Rainer Lingg vom Vorstand des Flugsportclubs kamen rund 10 000 Menschen am Wochenende zum Flugplatz am Schenkenturm.