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Bohnen und ein flotter Spruch dazu

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Bohnen und ein flotter Spruch dazu

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    Marktfrau mit Leib und Seele: Hermine Gernert.
    Marktfrau mit Leib und Seele: Hermine Gernert. Foto: FOTO UTE FIEDLER

    Elf Uhr. Unterer Marktplatz in Würzburg. Die Albertshöferin ist schon seit vier Uhr auf den Beinen, aber das merkt man ihr wahrlich nicht an. Ihre blau-grünen Augen strahlen, ihr Gesicht, von ein paar Fältchen gezeichnet, ist von der Arbeit im Freien leicht gebräunt. Mit ihrer rauen Stimme preist sie ihr Gemüse an und gibt Tipps fürs heutige Mittagessen. "Gell, Sie machen einen Pichelsteiner? Dann müssen Sie auch noch Karotten nehmen", sagt sie und drückt der Kundin gelbe Rüben in die Hand.

    "Wir haben viele Stammkunden und ich weiß genau, was sie brauchen", lacht die 70-Jährige. Jeder Kunde sei anders. "Im Laufe der Jahre merkt man, ob ein Kunde für einen Spaß zu haben ist oder ob er wirklich nur einkaufen will." Viele Erfahrungen hat Hermine Gernert im Laufe ihres Marktfrauen-Daseins sammeln können. Seit 40 Jahren, von Kindesbeinen an, kann sie sich nichts Schöneres vorstellen. Obwohl die Arbeit anstrengend ist, sie zwischen den Markttagen raus aufs Feld zum Ernten muss und sie kaum Urlaub und nur sonntags frei hat. Aber selbst da muss sie ran. "Die Wäsche macht sich nicht von selbst."

    "Ich mag es, mit den Kunden zu reden, viele Menschen kennen zu lernen", sagt sie, während sie zwei Kunden eine Tüte in die Hand drückt, damit sie Tomaten, Kartoffeln und Karotten selber einpacken können. "Hier können sie sich das nehmen, was sie wollen."

    Eine Hand in der Tasche ihrer blau-geblümten Schürze, die andere streckt einer Stammkundin einen Beutel mit grünen Bohnen entgegen. "Das können Discounter den Kunden nicht bieten. Bei uns kann man auch kleinere Mengen kaufen." Wie zur Bestätigung kommt ein Mann und will vier Tomaten haben. "Hier ist es viel frischer als im Supermarkt", sagt er.

    "Sie hab ich aber auch schon lang nicht mehr gesehen. Wo treiben Sie sich denn rum?", begrüßt sie eine Frau mit ihrem rauen Charme. Und die schüttet Hermine Gernert ihr Herz aus. Ihr Mann hat vor einiger Zeit einen Schlaganfall erlitten. Für kurze Zeit verstummt das flotte Mundwerk der Marktfrau. Tröstende Worte, dann verabschiedet sich die Kundin. "Ich bin auch oft mal Kummerkasten, denn die Leute wissen, dass ich nichts weitererzähle", erklärt sie.

    Hermine Gernert ist ein Original, das bei Marktbesuchern überaus beliebt ist. "Die ist wirklich süß", oder "Die ist wirklich herzerfrischend", sind einige der Komplimente, die ihr Kunden an diesem Mittwoch machen. "Ich bin halt mit Leib und Seele Marktfrau", lacht sie. Immer gut gelaunt. Trotzdem habe sie auch das ein oder andere Wehwehchen. "Die gehen aber niemanden was an."

    Will sie doch mal jammern, findet sie Unterstützung bei ihrer Familie. Ihre Tochter Doris hat mittlerweile den elterlichen Betrieb übernommen und Schwiegersohn Otmar Zimmermann steht ebenfalls im Marktstand Gernert und bringt das Gemüse unter die Leute. Und auch Ehemann Erich ist schon die ganze Zeit mit Abwiegen, Einpacken und Verkaufen beschäftigt. "Das ist der optimale Familienberuf", schwärmt die Marktfrau mit der blauen Strickjacke. Alle halten zusammen, auch in schlechten Zeiten.

    Die gebe es aber nicht so oft. "Klar ist die Ernte mal besser, mal schlechter und auch die Discounter werben uns Kunden ab." Aber das trübe ihre Stimmung nicht. "Es wird immer Menschen geben, die frisches Gemüse kaufen, auch wenn es etwas teurer ist." Und vor allem kommen die Menschen gerne zu ihr, "weil sie hier auch jemandem für einen kleinen Plausch haben, im Gegensatz zu den Supermärkten".

    Ihre besten Sprüche

    Marktfrau mit Humor

    Hermine Gernert ist Marktfrau und das schon seit 40 Jahren. Mit ihrer herzerfrischenden Art zieht sie Ge- müseliebhaber in Scharen an. Und trotz des ein oder anderen flotten Spruchs sind diese von ihrer Markt- frau einfach nur begeistert. Hier ein paar Sprüche des Originals:

    *  "Den Salat müssen Sie mal aus-
    probieren. Man muss doch alles
    mal testen. Das ist wie in der Disco
    und mit den Männern. Der eine ist
    halt a weng zarter als der andere."

    *    "Da packen Sie sich ihre Sachen
    selber ein, dann wird's billiger."

    *  "Eine Marktfrau darf kein leich-
    tes Mädle sein, sonst fliegt sie bei
    jedem Wind weg."

    *  "Da lassen Sie mal die Finger
    davon. Wenn Sie das nach Hause
    mit zu Ihrer Frau bringen, kriegen
    Sie garantiert Ärger. Mensch,
    Mensch, Mensch."

    *  "Mein Mann hat mich schon in
    der Schule poussiert. Das war aber
    anders als heute. Fünf Jahre hat's
    bis zum ersten Kuss gedauert."

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