Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Für Sentimentales keine Zeit

Stadt Würzburg

Für Sentimentales keine Zeit

    • |
    • |
    Der schmucke Eingang der Werkbund-Druckerei in der Heinestraße.
    Der schmucke Eingang der Werkbund-Druckerei in der Heinestraße.

    Aufheben oder Wegwerfen? Für langes Überlegen blieb Philomena Schmid und ihren fünf Mitarbeitern in den letzten Tagen keine Zeit: Das Haus in der Heinestraße, das 80 Jahre lang die "Werkbund-Druckerei Georg Schmid" beherbergte, muss geräumt werden. Maschinen und Zubehör sind schon verkauft und werden abgebaut und weiterverwendet. Das Gebäude wird vom jetzigen Besitzer saniert und wird einer anderen Firma als Produktionsstätte dienen. Philomena Schmid, das letzte Mitglied der Gründerfamilie, löst die Firma auf.

    Nach dem ersten Weltkrieg waren die Zeiten schlecht: Es gab wenig Arbeit, das Ende des Kaiserreiches und die Revolution von 1918 verstärkten die allgemeine Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Nichtsdestotrotz entschlossen sich vier junge Männer aus dem Schwäbischen sich selbstständig zu machen: Eine Druckerei sollte gegründet werden. Die erste Produktionsstätte befand sich in Würzburg in der Kartause. Schon nach kurzer Zeit erfolgte 1924/25 der Umzug in die Heinestraße 3a: Im Gebäude im Hinterhof wurde ebenerdig der Drucksaal eingerichtet, die Setzerei befand sich im ersten Stock.

    Die Anfänge waren nicht leicht, aber das Unternehmen setzte sich durch. Man druckte so ziemlich alles, was verlangt wurde: Geschäftsausstattungen vom Briefpapier über die Visitenkarte bis zum speziellen Vordruck, Kalender, Billets, aber auch der eigentliche Buchdruck wurde gepflegt, und der regelmäßig erscheinende Katalog eines Bonner Antiquariats sicherte das Überleben der Firma.

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging einer der vier Gründer nach München und gründete einen eigenen Verlag. Ein Kompagnon kam aus dem Krieg nicht zurück, so dass 1945 nur noch zwei Geschäftsführer da waren, Herr Schmid und Herr Mall. Zwar fehlte dem Gebäude das oberste Stockwerk (das bis heute noch nicht wieder daraufgesetzt worden ist), zwar war die Beschaffung von Papier und allem, was man zum Drucken braucht, nicht einfach, aber 1945 begann der Betrieb in der Heinestraße wieder zu arbeiten.

    Georg Schmid führte nach dem Ausscheiden seines Kompagnons das Unternehmen bis zu seinem Tod 1962. Ihm folgte Sohn Werner Schmid in der Geschäftsführung. Der junge Schmid arbeitete mit fränkischen Künstlern zusammen, so mit Dreher und Rother. Rother wollte seine Grafiken direkt vom Holzstock auf besonderes Japanpapier gedruckt sehen. Leider hielten die Lindenholzstöcke den hohen Drücken der modernen Druckmaschinen nicht stand, so dass doch zuerst Vorlagen (Klischees) hergestellt werden mussten, die dann durch Druck vervielfältigt werden konnten.

    Werner Schmid starb 1977 im Alter von nur 54 Jahren. Nun übernahm seine Witwe, Philomena Schmid, die Geschäfte. Für die gelernte Bankkauffrau, die mit der Führung der Druckerei vor dem Tod ihres Mannes nicht besonders beschäftigt war, bedeutete dies einen Sprung ins kalte Wasser. Jetzt, nach 28 Jahren, hört die 82-jährige Dame auf. Für sentimentale Betrachtungen bleibt keine Zeit: Vieles ist noch zu erledigen, abgerechnet muss auch noch werden. Der ehemalige Drucksaal, in dem noch vor einer Woche Vordrucke und Billets hergestellt wurden, ist leer.

    undefined

    Der Name "Werkbund-Druckerei" wird ohne den Zusatz "Georg Schmid" weiterleben: An anderer Stelle wird weitergedruckt - die "Werkbund-Druckerei" ist jetzt in der Veitshöchheimer Straße zu finden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden