Für den Vorgeschichts-Fachmann Professor Wolfram Schier ist eines gewiss: "Es ist ein Denkmal von überregionaler Bedeutung". Mehrere Gründe bewegen ihn zu dieser Einschätzung. Zum einen sei eine dreifache Kreisgrabenanlage sehr selten. In ganz Bayern gäbe es vielleicht ein halbes Dutzend davon. Zum zweiten sei es die Größe mit einem Durchmesser von rund 150 Metern. Der äußere und der zweite, weiter innen gelegene Ring bestehen jeweils aus einem Graben mit Palisade. Der innere Ring ist eine doppelte Palisade aus Holzpfählen. Die Anlage dürfte nach Ansicht der Fachleute etwa 4600 bis 4500 vor Christus errichtet worden sein und sei somit rund 2000 Jahre älter als das berühmte Stonehenge in Großbritannien, wo geschichtlich interessierte Touristen in Scharen hinpilgern.
Nach Hopferstadt pilgert (noch) niemand. In Fachkreisen ist das Flurstück aber längst bekannt. Bei Luftbildaufnahmen vor gut zwei Jahrzehnten fiel es auf. Magnetfeldmessungen gaben ein genaueres Bild. Nun war Gelegenheit zur Grabung. Zwölf ehrenamtliche Helfer gingen mit Schaufel, Spaten und Spachtel der Frühzeit auf den Grund. Unter ihnen waren Studenten und Teilnehmer eines Archäologiekurses der Volkshochschule Würzburg.
Professor Schier untersucht schon seit Jahren mit Ehrenamtlichen die große Kreisgrabenanlage bei Ippesheim, die 200 bis 400 Jahre älter als die bei Hopferstadt geschätzt wird. Gemeinsam ist beiden die Lage an einem exponierten Punkt mit weitreichenden Blickbeziehungen. Während man im Fall Ippesheim eher die Ansicht vertritt, dass astronomische Gesichtspunkte eine Rolle spielten, sei das in Hopferstadt nicht so sicher. Eine Befestigung zur Verteidigung schließt Schier aus. Auch um Viehpferche dürfte es sich nicht handeln.
Wahrscheinlicher wäre eine Art symbolische Abgrenzung. Ob hier rituelle Handlungen stattfanden, sei nicht geklärt. Erschwert wurde die Analyse dadurch, dass Funde nicht gerade üppig waren: einige unverzierte Scherben, dazu ein paar Tierknochen in schlechtem Zustand und ein halbes Gefäß, das für jene Epoche nicht gerade typisch sei. Denken könnten sich Fachleute, dass eine solche Kreisgrabenanlage Ausgangspunkt für weitere Besiedlungen war.
Sie könnte eine zentralörtliche Funktion erfüllt haben, wie es Schiers Frau Kirsten Gebhard ganz modern formuliert. Aufgefallen seien viele Gruben. Was es mit diesen auf sich hat, sei in der kurzen Zeit, die zur Grabung zur Verfügung stand, nicht herauszufinden gewesen. Geeilt hat es den Wissenschaftlern mit dem Hopferstadter Objekt. Die Bodenerosion auf dem baum- und strauchlosen Plateau, das ständig dem Wind ausgesetzt ist, schreitet schnell voran. Ein paar Jahre später hätte man wahrscheinlich nicht mehr viel gesehen.
Ganz abhaken will man den Ort in einer archäologisch ohnehin interessanten Gegend nicht. "Man muss noch mal wieder kommen," meint Kirsten Gebhard.