WÜRZBURG Vom Premierenpublikum gefeiert, hatte die Barockoper "Dido und Aeneas" mit der Musik von Henry Purcell im Würzburger "Theater Augenblick" Premiere.
Der vor zehn Jahren von Philipp Barth gegründete Chor hat sich durch seine präzisen und von hoher Musikalität getragenen Konzerte mit Schwerpunkt Musik des 20. Jahrhunderts einen guten Namen gemacht. Parallel dazu beschäftigen sich die Sängerinnen und Sänger immer wieder mit Barockmusik. Diese Erfahrung sollte ins erste Opernprojekt einfließen, das begleitet wird von einem auf historischen Instrumenten spielenden kleinen Orchester (zwei Geigen, Bratsche, Cello, Cembalo, Gambe und Gitarre).
Die gelungene szenische und musikalische Darstellung der Geschichte um Aeneas, den Helden von Troja, der mit seinen Mannen an die Küste von Karthago verschlagen wird, sich in die schöne Dido verliebt und sie wegen einer Intrige der Götter wieder verlässt, erfordert neben einem kompakten Regiekonzept Erfahrung der Darsteller und eine kluge Einschätzung der vorhandenen Möglichkeiten. Mit gutem Grund lernen Profis ihr Bühnenhandwerk in Schauspiel- und Opernschulen. Gute Chorsänger sind nicht zwangsläufig gute Solisten und Singen in Chorformation ist etwas anderes als Singen in der szenischen Bewegung.
Hier zeigt sich, was das "Vocalensemble Würzburg" kann. Und was nicht. Sobald die engagierten Mitwirkenden unter Chorkonzert ähnlichen Voraussetzungen singen (beispielweise beim höhnischen "Hahaha" der Hexen und Zauberer), bringen sie Spannung und packend interpretierte Musik über die Bühne. Schicken die Regisseure Hermann und Erhard Drexler die Sängerinnen und Sänger quer über die mit einfachen Mitteln ansprechend gestaltete Bühne, kommen Stimmen und Statisterie ins Wanken. Außerdem ist in dieser Inszenierung zusätzlich die Sprechstimme der bemühten Solisten gefragt, denn durch eingefügte Textstellen wird der Bezug zur "Aeneis" von Vergil hergestellt. Eine gute Idee. Aber singen, sprechen und bewegen gleichzeitig geht eben nicht, und es gibt es viel Deklamieren in hölzerner Starre.
Dafür sorgen fünf Tänzerinnen für Wirbel, die nach einer Choreografie von Lisa Kuttner über die Bühne springen, schweben, kreiseln. Meist stören sie. Setzen Schritte gegen die Musik, begleiten die Dramaturgie nicht, bringen sie aber auch nicht weiter. So bleibt dem kritischen Zuschauer nur, ein bisschen in gezielt eingesetzte Lichtregie zu schauen und sich über abenteuerliche Verkleidungen des Chores und ein überdimensioniertes Plastikkrokodil zu wundern.
Nächste Vorstellungen sind am 9., 10. und 11. November, Karten gibt es unter: Tel. (09 31) 2 00 90-17