Bernd Kogel ist Architekt in Karlsruhe und Professor an der Fachhochschule in Würzburg. Er war Vorsitzender der neunköpfigen Fach- und Sachjury des Petrini-Preises, und stellte Erstaunliches fest: Anderswo müssten Preisrichter nach guter Architektur suchen, nicht so in Würzburg. Zehn der 24 Wettbewerbsbeiträge wären in anderen Städten "ganz, ganz oben gelandet", sagte er während der Preisverleihung im Rathaus. Möglicherweise sei es wie beim Wein, wo der beste auf kargen Böden wachse.
Im Frühjahr 2005 eröffneten Sandra und Ludwig Knoll die beiden Neubauten in ihrem Weingut am Stein. Ärger mit Stadtbildbewahrern haben sie durch einen Architektenwettbewerb vermieden; sie luden vier Würzburger Architekturbüros dazu ein und Stadtbaurat Christian Baumgart in die Jury. Die Aufgabe: die Eigenarten der Lage und die Philosophie des Winzerpaares in die Sprache der Architektur zu übersetzen. Die Würzburger Architektengemeinschaft Jochen Hofmann, Karlheinz Keicher und Manfred Ring gewann den Wettbewerb. Die Innenarchitektur übernahm Reinhard May architectural and interior design, ebenfalls Würzburg.
Der Berg und der Weinausbau diktierten die Baumaterialien: Muschelkalk und Eiche. Die Linien gab ebenfalls der Berg vor: Die Horizontale leiteten die Architekten aus der Schichtung des Steinbergs ab, die Vertikale aus der Anlage der Rebzeilen. Der Bau, forderten die Knolls, solle "eine bildliche Darstellung dessen sein, was uns weinsensorisch wichtig ist: klare Strukturen, nichts Aufgesetztes, nichts Verspieltes".
Die Petrini-Preis-Jury befand, Bauherren und Architekten hätten "die konsequente Auseinandersetzung mit dem Ort gesucht und in beispielhafter Art und Weise gelöst". Die Preisrichter lobten "die Privatinitiative der Bauherrschaft, über ein konkurrierendes Planungsverfahren mit verschiedenen Architekten zu einer Lösung zu kommen, die in hervorragender Weise zeichenhaft das neue Selbstverständnis des Frankenweins symbolisiert".
Das Würzburger Architektenbüro Grellmann Kriebel Teichmann besorgte die Planung von Shalom Europa. Ihre Aufgabe: Eine Sicherheit und Geborgenheit vermittelnde Architektur, Schutz vor Verkehrslärm, die sinnstiftende Integration mittelalterlicher Grabsteinfunde, außerdem unter anderem: Übersichtlichkeit, Funktionalität, "Tageszeit und Witterung im Inneren erlebbar machen, Atmosphäre, Schönheit". Das Haus, ein 16 Meter hohes Geviert um einen knapp 1800 Quadratmeter großen Innenhof, soll demonstrieren, dass die jüdische Gemeinde Teil der Gesellschaft ist wie die christlichen Gemeinden.
Die Jury stellte dazu fest, das Gebäude sei "die selbstbewusste und doch zurückhaltende Antwort auf die diffizile städtebauliche Herausforderung des Grundstückes an Bahnstrecke und Fernstraße". Der gesamte Bau überzeuge "durch seine zurückhaltende Formen-, Material- und Farbsprache sowie seine sensibel durchgearbeiteten Details".
Antonio-Petrini-Preis
Der Antonio-Petrini-Preis ist ein Preis für Bauherren in Würzburg, von der Stadt vor zehn Jahren ins Leben gerufen, unterstützt von der Mediengruppe Main-Post und Beton Marketing Süd. Vorrangige Kriterien sind beispielgebende An- sätze für Architektur, Städtebau und Umwelt. Verfahren und Richt- linien zur Vergabe hat der Stadtrat beschlossen. Der Preis ist benannt nach dem Baumeister Antonio Petrini (1621 bis 1701). Der Italie- ner gilt als Begründer des fränki- schen Barock. Zu seinen Haupt- werken zählen Stift Haug und Schloss Seehof bei Bamberg.