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MÜNCHEN/DORTMUND/KARLSTADT: Aus Italien kommt die Inspiration

MÜNCHEN/DORTMUND/KARLSTADT

Aus Italien kommt die Inspiration

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    Ovis Wende, geboren 1952, gehörte als Kind in Karlstadt zur „Anlagsbande“, die sich im ewigen Kampf mit der „Kirchplatzbande“ befand. Er erinnert sich an das Ende der Grundschulzeit: „Aus dieser Idylle des frei vagabundierenden Knaben durch Mainufer, Stadtviertel und Saupurzel riss mich das humanistische Gymnasium in Münnerstadt bis zum Abitur am humanistischen Wirsberg-Gymnasium in Würzburg.“

    Eigentlich wollte er in Italien Kunst studieren. „Ich hatte alles in den 2CV gepackt, um in Rom oder Florenz zu bleiben, dann wurde mir das Auto in Neapel zweimal ausgeräumt und ich musste zurück. So landete ich zum Wohlgefallen meiner Eltern in München, um an der dortigen Universität genau das zu studieren, was meinen Eltern weniger gefiel: Kunstgeschichte, Germanistik und Italienisch.“

    Dort lernte er nicht nur intensiv die Genüsse des Studentenlebens kennen und die harte Konkurrenz zwischen Kunststudenten, sondern auch, wie man Netzwerke und Verbindungen in einer Großstadt aufbaut.

    Sein Vater hätte es gerne gesehen, wenn er Kunstschreiner oder Ingenieur geworden wäre. Immerhin studierte Ovis Wende zusätzlich Kunsterziehung. „Das hatte auch das Wort ,Kunst‘ im Berufsbild und erschien nicht ganz so brotlos.“ Tatsächlich hielt es ihn drei Jahre als Kunsterzieher in der Schule, dann hatte er die ersten Ausstellungen und die ersten Wettbewerbe gewonnen und kümmerte sich nur noch um die Kunst, seine Frau und seine beiden Töchter.

    „Nach anfänglich wirklich dürren, aber aufregenden Jahren mit Malerei und Beteiligungen an großen Kunstausstellungen in München und Düsseldorf und Einzelausstellungen in Hamburg, München, Kassel und einer beträchtlichen Anzahl verkaufter Bilder entwickelte sich aus der Zusammenarbeit mit jungen Architekturbüros eine eigene bildhauerische Sprache mit Skulpturen aus Edelstahl und Naturstein, die Barockzitate Frankens in ihrer Bewegung und ihrem Materialgenuss wieder aufgriffen“, schildert Wende seinen weiteren Werdegang.

    Seine Skulpturen finden sich überall in Franken, München, Frankfurt, Bochum, Münster und anderen Orten – nur nicht in Karlstadt. Er kommentiert: „Und das ist auch gut so.“

    Eine gewisse Reputation erlangte er gleichzeitig durch konzeptionelle Arbeiten in Kunstvereinen und Museen. Dazu gehörten ferngesteuerte Ballons, die Musik auslösten und die Atomphysik erklärten. Oder er führte Philosphen, Theoretiker und Kritiker in einer Peepshow als Künstler vor. Ovis Wende gewann Kunstpreise.

    Seine Skulpturen nahmen letztlich gigantische Ausmaße an. So wiegt die vor dem Bochumer Bergbaumuseum 20 Tonnen, richtet sich beweglich auf zehn Meter Höhe empor und orientiert sich computergesteuert an der Metallbörse.

    Um den klaren Blick und Bescheidenheit wieder zu lernen, ging Ovis Wende mit seiner Tochter für ein Jahr nach Italien. „Seitdem reduzieren sich meine Arbeiten zwar nicht in der Größe, aber in der Masse.“ Filigrane Licht-Skulpturen spannen sich in Treppenhäuser und Eingangshallen.

    Seit 2000 ist Wende jede Woche zwei Tage in Dortmund, um den Studenten „Kunst im öffentlichen Raum“ beizubringen. In den vergangenen beiden Jahren hat er als Dekan zwei neue Studiengänge etabliert. Sein „Lieblingskind“, der Master für Szenografie (Museums-/Messe- und Filmgestaltung), ist einzigartig in Deutschland. „Und so hüpfe ich umher zwischen Vorträgen in Kunstvereinen, bei Stadtbaukommissionen oder Symposien, um die Ergebnisse meiner Forschungen zu Kunst in Industriebrachen oder zum Abbau der Kunst am Bau in den Städten zu referieren, wobei sich hier, wenn auch spät, meine Studien in den Wissenschaften nützlich machen.“

    Das Vagabundieren sei ihm bis heute geblieben, resümiert Ovis Wende. Er pendelt hin und her zwischen München, Dortmund, Perugia und Karlstadt: München ist der Ort seiner künstlerischen Tätigkeit, seiner Familie und seiner Freunde. Dortmund ist der Ort der Hochschule, der Forschung und der Ausstellungsgestaltungen. Perugia in Italien ist der Ort zum Entwerfen und der „invenzione“ (Inspiration) und des „dolce farniente“ (süßes Nichtstun) mit seinen italienischen Freunden.

    Karlstadt, mit seinem dichten Netzwerk in Industrie und Handwerk, hat all die Jahre geholfen, Wendes Kunstprojekte und Skulpturen zu realisieren. Dazu gehörten die Firmen Lang in Roden-Ansbach, die Firmen Lummel und Adelmann in Karlstadt und andere. Und schließlich ist Karlstadt die Stadt seiner Mutter und Verwandten, der alten Schulfreunde, der „Anlagsbande“ und der „Kirchplatzbande“.

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