Am Samstag, 20. September, wird der Künstler Gunter Demnig in der Gemeinde Rimpar 13 Steine verlegen. Sie erinnern an Pauline Schwab und ihren Sohn Theodor, das Ehepaar Josef und Elsa Frank und ihre Kinder Fränzi, Margot und Inge, das Ehepaar Abraham und Ernestine Schwab und ihre Verwandte aus Würzburg, Klara Schwab, Hannchen und Karoline Tannenwald sowie Julie Lassmann.
Es geht nicht darum, „Kollektivschuld zu suggerieren, sondern kollektive Verantwortung zu tragen“, sagt Bürgermeister Burkard Losert. Bei einem Besuch auf dem Obersalzberg sei er erschüttert über die akribische Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten gewesen. Dies dürfe sich nicht wiederholen und müsse im Bewusstsein der Bevölkerung bleiben.
Gemeinsam mit Schülern der Hauptschule werden am Samstag während der Einlassung der Steine Texte vorgetragen, die Christian Will (MdL a.D.) erarbeitet hat. Dabei werden die Rimparer interessante Dinge über die ehemaligen jüdischen Mitbürger erfahren.
In der Hofstraße 2 das Kurzwarengeschäft der Familie Tannenwald. Von Schulheften über Betten und Schuhe gab es hier alles zu kaufen. Das Problem war, dass ab 1935 tagsüber nicht mehr dort eingekauft werden durfte. Doch trotz großer Achtsamkeit durch die Wächter, machten die Menschen dort nachts ihre Besorgungen. Inhaber waren Karl und Hannchen Tannenwald, die das Geschäft mit Sohn Leopold betrieben.
Im Frühjahr 1937 beschloss Sohn Leopold Tannenwald wegen des steigenden staatlichen Druckes mit seiner Frau Selda und den Söhnen Kurt und Fritz nach Amerika auszuwandern und dort eine neue Existenz zu gründen. Seine Eltern blieben in Deutschland. Vater Karl Tannenwald starb 1940. Mutter Hannchen sowie eine Verwandte aus Würzburg (Karolina) wurden 1942 nach Theresienstadt gebracht und dort ermordet.
In der Kirchenstraße 1 war das Manufakturgeschäft der Witwe Meta Schwab und ihrer Tochter Sophie. Beide starben noch vor Beginn der Deportationen eines natürlichen Todes. Pauline Schwab und ihr 16-jähriger Sohn Theodor waren unter den ersten unterfränkischen Juden, die nach Riga deportiert wurden.
„Es geht nicht darum, Kollektivschuld zu suggerieren, sondern kollektive Verantwortung zu tragen“
Burkard Losert Bürgermeister
In der Kirchenstraße 7 wohnten Abraham und Ernestine Schwab, sowie Klara Schwab. Abraham und Ernestine wurden 1942 von Würzburg aus nach Theresienstadt gebracht, Klara von Rimpar aus nach Isbica bei Lublin im östlichen Polen. Sie waren einfache Leute, die nie sonderlich aufgefallen waren.
Eine weitere Station für die Verlegung der Steine ist in der Lömmelsgasse 20, wo die Familie Frank wohnte. In der Pogromnacht wurde ihre Hauseinrichtung zerstört, die Kinder barfüßig auf die Straße getrieben. 1942 wurde die Familie, wie Klara Schwab, nach Isbica gebracht.
Die letzten Steine werden am Marktplatz 5 verlegt. Hier wohnte der israelische Kultusbeamte Mayer Lassmann mit seiner Frau und der Tochter Julie. Die Mutter von Julie starb bereits 1939, der Vater 1941. Christian Will war häufig Gast bei den Lassmanns und erinnert sich, dass Julie oft mit ihm und anderen Kindern musizierte. Etwa 1935 zog Julie nach Würzburg und wurde 1943 als Hilfsnäherin zur Zwangsarbeit in der Würzburger Uniformfabrik Kreisel verpflichtet. 1943 wurde sie zusammen mit den 56 letzten unterfränkischen Juden ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und in der Gaskammer ermordet. Der damalige Gauleiter meldete stolz nach Berlin: „Mainfranken ist Judenfrei!“