Otto Stein, der Vater des heutigen Firmeninhabers der Buchhandlung Werner Stein, war von 1946 bis 1960 Mitglied des Würzburger Stadtrats. Von 1952 bis 1956 war der hauptberufliche Essigfabrikant ehrenamtlicher Bürgermeister.
In seinem Buch berichtet er spannend von seinen Erlebnissen und Erfahrungen aus dieser Zeit. Zahlreiche Briefe und Dokumente lassen vor allem die unmittelbare Nachkriegszeit plastisch werden, die er als streitbarer Demokrat mitgestaltete.
Texte von Otto Stein finden sich auch in dem neuen Buch „Hoffnung, die aus Trümmern wuchs“ über Würzburgs dramatischste Jahre zwischen 1945 und 1948. Der Autor Roland Flade kommt am Mittwoch, 3. November, von 17.30 bis 18.30 Uhr zu einer Signierstunde in die Buchhandlung Knodt. Er berichtet über die Arbeit an diesem Buch sowie an der Geschichte der Würzburger Sinti-Familie Winterstein, die im Sommer unter dem Titel „Dieselben Augen, dieselbe Seele“ erschienen ist.
Zur Geschichte der Firma Knodt: Wie alle sozialdemokratischen Lehrer musste auch August Knodt, Jahrgang 1891, im Jahr 1933 den Staatsdienst verlassen, den er in einer Volksschule in Rodheim bei Marburg versah. Als klar wurde, dass er nicht mehr als Lehrer arbeiten können würde, entstand die Idee, eine eigene Buchhandlung zu eröffnen. Im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels bot der jüdische Buchhändler Ludwig Lazarus damals sein Ladengeschäft in der Adolf-Hitler-Straße 17 in Würzburg zum Kauf an. Das am 1. November 1933 verabschiedete Reichskulturkammergesetz verbot ihm das Führen eines Ladengeschäfts; sein Antiquariat im ersten Obergeschoss auf der anderen Straßenseite konnte er noch bis 1935 weiter betreiben.
Da August Knodt keine Chance hatte, die Zulassung für die Buchhandlung von der Reichsschrifttumskammer zu erhalten, eröffnete er sie unter dem Namen seines Stiefsohns, des Buchhändlers Edmund Nagel, am 1. Dezember 1933.
Haus völlig zerstört
Im Jahr 1935 ging Edmund Nagel nach Schlesien, 1939 musste der bekennende Pazifist August Knodt zum zweiten Mal in seinem Leben in einen Krieg ziehen. Und so waren es seine Frau Elisabeth Knodt und ihre bei Kriegsbeginn gerade 14 und 19 Jahre alten Töchter Ulli und Evi die die Buchhandlung während des Krieges betrieben. Beim Bombenangriff am 16. März 1945 wurde das Haus völlig zerstört.
Nach einigen Provisorien eröffnete die Firma unter dem Namen August Knodt in der Kaiserstraße. Ulli Knodt heiratete 1949 Werner Stein, Sohn von Otto Stein, und führte mit ihm das elterliche Geschäft. Das Geschäft blühte und die Räume wurden zu eng und so zog die Buchhandlung in den 70er Jahren an den jetzigen Standort Ecke Textor/Semmelstraße. In dritter Generation führen heute die Geschwister Martin Stein und Elisabeth Stein-Salomon, mit ihrem Vater Werner Stein die Geschäfte.