Von der Bildfläche verschwunden ist Patricia Schäfer eigentlich nie: Wer möchte, kann jeden Morgen mit der gebürtigen Würzburgerin Kaffee trinken – er muss nur seinen Fernseher anschalten. Seit 1998 moderiert die Frühaufsteherin das ZDF-Morgenmagazin aus Berlin.
Frage: Haben Sie daheim immer schon die Tischgespräche moderiert?
Patricia Schäfer: Ich war ein sehr kommunikatives Kind. Sendepause hab' ich eigentlich nur gemacht, wenn man mir ein Eis in die Hand gedrückt hat.
Und wie wurde daraus ein Beruf?
Schäfer: Als ich 1987 mein Abi machte, hätte ich alles oder nichts werden können. Dann machten in Würzburg die ersten privaten Radiosender auf und ich wusste: Da willst du mitmachen. Ich bin zu Main-Radio gegangen, dem späteren Radio Charivari, und habe dort als Reporterin gearbeitet. Moderieren wollte ich nie. Als ich dann in Nürnberg mein Studium begonnen habe und beim Radio einen Job suchte, bekam ich zu hören: Gern – aber wir brauchen Moderatoren. Manchmal muss man halt zu seinem Glück gezwungen werden.
Können Sie sich an einprägsame Radio-Erlebnisse in Würzburg erinnern?
Schäfer: Am Anfang bin ich immer rausgeschickt worden, mit dem Mikrofon, also quasi mit der Waffe in der Hand, um Umfragen zu machen. Wir standen dann am Marktplatz und die Leute sollten uns zum Beispiel erklären „Was ist ein Reißverschluss?“ Da kamen natürlich die schärfsten Texte.
War der Sprung vom Radio zum Fernsehen schwierig?
Schäfer: Mich hat gereizt, zu wissen, ob mir die visuelle Dimension etwas dazu gibt. Außerdem gab es im Fernsehen die besseren Sendungen. Im Radio wurden die Wortanteile ja immer weniger.
War es schockierend, plötzlich überall erkannt zu werden?
Schäfer: Es ist es auch lustig. Wir Moderatoren vom Morgenmagazin begegnen den Leuten ja in einer sehr privaten Situation: Die stehen mit uns auf, da sind sie noch im Schlafanzug, da holen sie sich ihren Kaffee. Und haben dann, wenn sie einen auf der Straße treffen, natürlich das Gefühl, gute Bekannte vor sich zu haben.
Welche Seiten ihres Berufs liegen Ihnen, welche nicht?
Schäfer: Woran ich mich nie gewöhnen werde, ist das frühe Aufstehen. Um 3.30 Uhr klingelt der Wecker – das ist kein Spaß. Aber wenn ich dann im Sender bin und sehe, die Filme sind gut, mit unseren Gästen liegen wir genau richtig, dann bin ich hellwach. Das Tolle ist, dass wir die Ersten am Morgen sind. Wir können den Nachrichten-Tag anschieben.
Was kann eine gute Moderatorin?
Schäfer: Man muss mit der Kamera spielen, darf keine Angst haben. Das Maximale, was mir passieren kann, ist, dass ich mich blamiere. Und damit kann ich leben.
Haben Sie bestimmte fränkische Eigenschaften, die Ihnen in ihrer Karriere zugute kamen?
Schäfer: Eine sehr fränkische Eigenschaft ist, dass ich liebend gerne Kloß mit Soß esse. Und immer einen Bocksbeutel im Kühlschrank habe. Das hat aber mit meiner Karriere nichts zu tun – außer, dass man als Genussmensch mehr Spaß im Leben hat. Auch auch im nüchternen Nachrichtengeschäft.
Sie haben noch nicht einmal ein rollendes „R“ mitgenommen...
Schäfer: Nee, meine Mutter rollt das „R“ zwar, aber ich habe schon immer das französische „R“ im Rachen – das liegt bei uns in der Familie. Wenn ich zu meinen Großeltern aufs Land gefahren bin, die haben bei Arnstein gelebt, da habe ich dann meine erste Fremdsprache gelernt. Wo „gestern“ „nächta“ hieß und die Leute gesagt haben: „Sünna, kumm nou und stouch mi!“
Wie sehen Sie Würzburg denn aus der Ferne?
Schäfer: Da sind sicherlich Dinge, die mich nerven würden, wenn ich dageblieben wäre. Aber dadurch, dass ich den touristischen Blick habe und nicht den einheimischen, kann ich es einfach charmant finden. Zum Beispiel den Kampf mit dem harten und dem weichen „D“, wie in der „Tigidal“-Uhr.
Zur Person
Patricia Schäfer kam übers Radio zum Journalismus. Nach Moderationen bei Deutsche Welle TV und dem Sender Freies Berlin wechselte sie 1998 zum ZDF-Morgenmagazin.