Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

BERGTHEIM: Ein Falter wird verwirrt

BERGTHEIM

Ein Falter wird verwirrt

    • |
    • |
    Die Weinlage „Bergtheimer Harfenspiel“ haben Winzermeister Frank Kraiß (Foto) und Helfer mit Plastikampullen ausgestattet. Die Dispenser enthalten den Wirkstoff Pheromon, dessen Duft Traubenwickler verwirrt und dadurch ein Zusammentreffen der Männchen und Weibchen für die Begattung verhindert.
    Die Weinlage „Bergtheimer Harfenspiel“ haben Winzermeister Frank Kraiß (Foto) und Helfer mit Plastikampullen ausgestattet. Die Dispenser enthalten den Wirkstoff Pheromon, dessen Duft Traubenwickler verwirrt und dadurch ein Zusammentreffen der Männchen und Weibchen für die Begattung verhindert. Foto: FOTO irene konrad

    (iko) Um die Umwelt zu schonen und chemische Pflanzenschutzmittel zu sparen, hat das Weingut Schmitt vor wenigen Tagen seine gesamte Rebfläche in Bergtheim mit kleinen Plastik-Ampullen, den so genannten Rak-Dispensern der zweiten Generation, ausgestattet. Die Dispenser enthalten Pheromon und dieser Wirkstoff strömt beim Verdampfen einen Duft aus, der die Männchen des Traubenwickler-Falters verwirrt, weil er dem Lockstoff der Weibchen ähnelt. Auf natürlich-biologische Methode unterbleibt dadurch eine Begattung und damit die Entwicklung der Schädlinge Heu- und Sauerwurm.

    „Das Verfahren ist nicht neu. Es wird in Franken und von uns schon seit Jahren praktiziert“, erklärt Manfred Schmitt. „In dieser Dimension“ habe das Weingut allerdings in den acht Jahren der Anwendung noch nicht agiert. Allein in Bergtheim haben Helfer per Hand 13 000 Dispenser an den Weinbergsdrähten aufgehängt. Tagelang hat die aufwändige Prozedur gedauert, bis die gesamte Rebfläche des Bergtheimer Harfenspiels mit seinen 17 Hektar ausgestattet war. Das Ausbringen der Ampullen muss im Frühjahr erfolgen und zwar genau in der Raupenschlupfphase. Pro Hektar werden 500 Dispenser gleichmäßig verteilt.

    Jungwinzer Frank Kraiß ist vom Präparat überzeugt. „Wir müssen gegen Heu- und Sauerwürmer keine Insektizidbehandlungen mehr machen und brauchen dadurch zur Schädlingsbekämpfung viel weniger Spritzmittel“, erklärt der Winzermeister. Dass das Weingut nun seine gesamte Bergtheimer Rebfläche mit dem Pheromonverwirrungsverfahren behandelt, liegt mit an einem Zuschuss der Bayerischen Regierung. Seit dem Jahr 2009 kann eine Förderung für Rebflächen in Höhe von 120 Euro pro Hektar beantragt werden. Die Voraussetzungen sind allerdings streng: Es müssen etwa weitgehend geschlossene Flächen sein, die Mindestgröße beträgt drei Hektar und das Verfahren muss mindestens fünf Jahre hintereinander durchgeführt werden.

    „Wir wundern uns, dass so wenige fränkische Winzer dem Wunsch des Bayerischen Staates folgen, der den gesamten Freistaat quasi zu einer giftfreien Zone machen will“, meint Seniorchef Schmitt. Er sieht jedoch genau wie sein Schwiegersohn, dass das Verfahren für das Weingut aufgrund der zusammenhängenden Rebfläche in einer Hand relativ gut durchführbar ist. „Trotzdem, in dieser Größenordnung dürfte das Pheromonverwirrungsverfahren in Franken einmalig sein“, meint Anja Schmitt-Kraiß. „Wir sind es Bergtheim und unserem Lebensraum schuldig“, stimmt ihr Mann Frank zu.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden