Veredelungen kennt man hauptsächlich von Rosen, Obstbäumen und besonderen Ziergehölzen. Weniger bekannt ist das Veredeln von Gemüsepflanzen. Doch mittlerweile haben sich die gepfropften Pflanzen bei immer mehr Freizeitgärtnern durchgesetzt, so berichtet die Bayerische Gartenakademie.
Durch die Veredelung wachsen zwei verschiedene Pflanzen (Edelsorte und Unterlage) mit unterschiedlichen Eigenschaften dauerhaft zu einer Pflanze zusammen. Die Partner müssen dabei aus einer Pflanzengattung stammen. So werden Auberginen mit einem schwachen Wurzelsystem auf starkwachsende Wildtomaten (beides Nachtschattengewächse) veredelt und Gurken auf den wüchsigen Feigenblattkürbis (beides Kürbisgewächse). Durch das kräftigere Wurzelsystem der Unterlage können mehr Nährstoffe und Wasser aufgenommen werden - die Pflanze wächst schneller und ist kräftiger. Die gesteigerte Vitalität führt zu Mehrertrag und besserer Fruchtqualität. Die Wurzeln der Unterlage besitzen eine höhere Widerstandskraft gegenüber bodenbürtigen Pilzen (Verticillium, Fusarium) und Wurzelschäden durch Nematoden.
Erhöhte Widerstandskraft
Bei den Fruchtgemüsearten, wie Auberginen, Tomaten und Gurken, ist das Veredeln mittlerweile gebräuchlich. Diese wärmeliebenden Pflanzen werden häufig in Kleingewächshäusern angebaut, in denen aufgrund des Platzmangels ein Fruchtwechsel nicht immer möglich ist. Werden Gemüsearten jährlich an die gleiche Stelle gepflanzt, reichern sich Krankheitserreger im Boden an, breiten sich schädliche Nematoden aus und der Boden ermüdet. Hier spielen die veredelten Fruchtgemüsearten ihre Vorteile aus.
Die Anschaffung gepfropfter Tomatenpflanzen lohnt sich nicht immer. Die verbesserten neuen Tomatensorten besitzen gegen viele Krankheiten inzwischen erhöhte Widerstandskraft. Nur bei Problemen mit der Korkwurzelkrankheit und Nematoden halten veredelte Tomaten ihren Vorsprung.
Die häufig auftretende Kraut- und Braunfäule an Tomaten kann durch eine Veredlung nicht verhindert werden. Es sind ausschließlich robustere Sorten wie ‘Philovita‘ und ‘Phantasia‘ anzubauen.
Bei Auberginen lohnt sich die Veredelung meistens. Die Unterlagen der Tomaten (z.B. Vigomax, Brigeor) werden auch als Auberginenunterlagen verwendet. Die Widerstandskraft und Toleranz dieser Wildtomate gegen Tomatenmosaikvirus, Verticillium, Fusarium, Nematoden und Korkwurzelkrankheit kann keine unveredelte Auberginensorte bieten.
Abstand halten
Beim Veredeln macht man sich zunütze, dass die Unterlage die Eigenschaften der Edelsorte verändert. Durch die Veredelung von Gurke auf den kältetoleranten Feigenblattkürbis kann sich die Kälteempfindlichkeit um 3 Grad Celsius verringern. Der Feigenblattkürbis schützt die Gurkenpflanze vor Fusariumwelke und Schwarzer Wurzelfäule. Beachten Sie beim Pflanzen, dass die Veredlungsstelle weit genug über dem Boden bleibt, damit die Edelsorte keine Wurzeln bilden kann. Sobald ihre Wurzeln die Erde berühren, würde den Wurzelkrankheiten und Nematoden Angriffsfläche geboten. Aufgrund des stärkeren Wachstums benötigen gepfropfte Gemüsepflanzen einen größeren Standraum.