Dass man sich in dem Bereich Karmelitenstraße/Ecke Bronnbachergasse bei einem Bauvorhaben auf historischem Terrain bewegt, war wohl jedem Bauherrn klar. Diesmal ging es ganz schnell, dass die erst Ende Mai vom Stadtrat beschlossenen Abbrucharbeiten gestoppt wurden. Schon im Erdgeschoss hat sich herausgestellt, dass es sich nach Abklopfen des Putzes um uraltes Mauerwerk vermutlich aus der Stauferzeit handelt, Gemäuer aus der Zeit um 1200 und älter. Das ist auch die Zeit, in der der Grafeneckart, also das Würzburger Rathaus, entstanden ist.
Dass da etwas verborgen sein muss, hatte Dr. Christian Naser, EDV-Mann, Philologe und Hobby-Archäologe an der Universität Würzburg schon immer vermutet. Nach der Abbruch-Genehmigung und der Baustelleneinrichtung begann er mit Zustimmung des Bauherrn Immobilien Reinhart gemeinsam mit dem Volkskunde-Studenten Jonas Wolf im Bereich der Bronnbacher Gasse den Putz abzuklopfen und wurde sehr schnell fündig. Der Ziegelmörtel, der hier zu finden ist, wurde nach dem 12. Jahrhundert nicht mehr eingesetzt. Sicherer wurde man dann, als ein Naturstein-Türstock zum Vorschein kam, der deutlich unter dem heutigen Straßenniveau liegt. Dazu kommt ein Eingangsbereich mit einem Mauerdurchmesser von 1,80 Meter. Damit war ziemlich alles klar über den wertvollen Fund.
Der neue Stadtheimatpfleger Hans Steidle handelte schnell. Über die städtische Bauaufsicht wurde eine Einstellung der Abbrucharbeiten erreicht. Mit der Angelegenheit muss sich nach den neuen Erkenntnissen der Bau- und Ordnungsausschuss neu befassen, so Steidle. Er will zumindest erreichen, dass der Bauherr diese Mauern erhält und in den Neubau integriert. Bei der Abbruch-Genehmigung hatte man sich im Ausschuss bevorzugt um das geplante Flachdach unterhalten.
Hans Steidle hatte nach dem Fund sofort die Denkmalschutzbehörden in Bamberg eingeschaltet. Die Fachleute sollen nun über die historische Wertigkeit des Gemäuers entscheiden. Für Steidle ist klar, dass es sich um Teile eines ganz frühen Klosters handelt, wo später dann Ministerialhöfe im Umfeld des Rathauses entstanden sind. Solche Zeugnisse aus der Kaiserzeit in Würzburg gebe es nur noch sehr wenige, meint Steidle. Deshalb sei es umso wichtiger, diese Gemäuer zu erhalten und eventuell in einen Neubau zu integrieren.
Geht es nach den beteiligten Archäologen und Historikern, dann wird diese Baustelle bald noch zur regelrechten Fundgrube der Würzburger Geschichte. Dieser Teil der Altstadt ist in über tausend Jahren verlandet oder aufgefüllt worden. Steidle vermutet in tieferen Bereichen Kellergewölbe und Stadtmauer-Reste